
Kein Problem für Dr. Nemo - Folge 57
Wären die Fundamente des Imperiums WMIA Incorporated so fest wie die Stahlbetonpfeiler, auf denen das 130 Stockwerke hohe Verwaltungsgebäude in Los Straneros steht, dann gäbe es keine Probleme. Hier wackelt nichts. Heute allerdings rüttelt es hier gewaltig. Das Interview mit Dr. h.c. Any Nemo kommt also gerade recht, spannend für diejenigen, die das aushalten wollen.
Heute allerdings rüttelt es hier gewaltig. Das Interview mit Dr. Nemo kommt also gerade recht, spannend für diejenigen, die das aushalten wollen. Also keine Weicheier …
Elvira empfängt den Interviewer im Vorzimmer des Vorstandsbüros.
Angesichts der Brisanz der Situation wird hier darauf verzichtet, die Schönheit Elviras mal wieder zu beschreiben. Nur so viel: Sie trägt heute feine schwarze Netzstrümpfe, jene Maschen, unter denen das sicher verborgen und zusammengehalten wird, wovon man glaubt, es sei die Ultima Ratio der Erotik. Der feinsinnige Zuhörer mag hier eine vorauseilende Metapher erkennen … mal schauen.
Interviewer: „Alles ok?“
Elvira: „Wir haben in meiner Heimat Italien eine gute Antwort auf diese Frage: „Tutto a posto, niente in ordine“.
Interviewer: „Also alles richtig gemacht, aber nichts ist in Ordnung, was meinen Sie damit?“
Elvira: „Das sehen wir gleich, Dr. Nemo ist heute eine Furie, er ist ausgerastet.“
Na dann, das kann ja heiter werden.
Übrigens „ausrasten“ ist eigentlich, wenn man von den auditiven Begleiterscheinungen absieht, so schlecht nicht. Eigentlich sollte man öfter ausrasten in dem Sinne, dass man sein Raster verlässt. Aber das ist natürlich nicht Mainstream.
Dr. Nemo läuft im Büro auf und ab.
Nemo: „Jetzt bin ich schon mal mit der Zeit gegangen. Hab diese neuen Gedanken meiner Berater implementiert. Und was kommt dabei raus? Nichts. Im Gegenteil. Früher konnte ich die Verantwortlichen an ihrer Krawatte ziehen bis sie nach Luft schnappten. Heute in diesem modernen Kram geht das nicht mehr. Gibt keinen mehr, den ich am Schlafittchen kriegen kann.“
Interviewer: „Was ist passiert?“
Nemo: „Ich habe eine neue Organisationsstruktur eingeführt. Keine Hierarchien mehr.“
Interviewer: „Donnerwetter, Sie gehen mit der Zeit. WMIA Incorporated gibt auch hier den Takt vor.“
Nemo: „Das habe ich auch gedacht. Aber es funktioniert nicht, außer in den schlauen Büchern. Die Herrschaften habe ich schon eingeladen, die mir das geraten haben. Die haben mich besoffen geredet.“
Interviewer: „Na ja, das sind aber doch schlaue Köpfe, Ihre Berater.“
Nemo: „Eben nicht. Theorie und Praxis sind zwei Paar Stiefel.“
Interviewer: „Das stimmt. Aber es gibt doch Beispiele, dass diese neuen Aspekte funktionieren.“
Nemo: „Aber nicht bei WMIA Incorporated.“
Interviewer: „Sind die Methoden denn falsch?“
Nemo: „Jedenfalls schaden sie mehr als sie bringen. Ja, eigentlich taugen die Methoden nichts. Mein Vater würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, was hier los ist.“
Nemo setzt sich an seinen Schreibtisch und stützt seinen Kopf in seine Hände.
Nemo: „Am liebsten wäre ich wieder Pianist und hätte mit dem Kram hier nichts zu tun.“
Dann schaut er auf: „Wissen Sie, was die stärkste Nummer ist, hier im Unternehmen? Die stärkste Nummer ist, dass meine Führungskräfte, wenn ich sie nach den voraussichtlichen Ergebnissen ihrer Investitionen frage, einfach sagen „Das müssen wir abwarten“. Ich glaube es hakt bei denen.“
Elvira drückt auf einen Knopf.
Das wie eine Bühne anmutende Podest, auf dem der Schreibtisch Nemos steht, dreht sich. Zum Vorschein kommt ein gläserner Steinway-Flügel.
Nemo setzt sich an das Instrument, verharrt einen Moment in Stille und lässt seine Finger auf den Anfang des Klavierkonzerts Nr. 1 von Tschaikowsky fallen.
Die harten Akkorde des Klavierparts, denen Nemo ein unnachahmliches Timbre gibt, als wären es nicht Noten, die Tschaikowsky schrieb, sondern die Melodie des Herzens von Dr. Nemo … sein Tschaikowsky … hallen durch das Vorstandsbüro … Nemo spielt Tschaikowsky nicht vom Blatt, er spielt ohnehin auswendig, er spielt mit den Noten Tschaikowskys … aber das weiß jeder musische Mensch.
Elvira schmilzt dahin.
Der Interviewer denkt: „Man müsste Klavier spielen können…“ Aber diese billigen Effekte verfolgen wir hier ja nicht … obwohl … da ist was dran …
In dem Moment erscheint der Clown.
Clown: „Oh, wie schön …. Dadidadadaaadadidadadadadadadi…“
Nemo blickt auf und hält inne. Der Trampel, der in ihm zuvor gehaust hatte, scheint verflogen. Sein Blick ist weich, er lächelt.
Der Interviewer fragt sich, ob der Nemo in diesem Moment, wo er Klavier spielt, ein andrer Mensch sei … wohl kaum und doch, na ja, wer weiß…
Clown: „Sie spielen herrlich! Übrigens, was ist der Unterschied zwischen einem elektrischen Klavier und Ihnen?“
Nemo, er hat das Klavier Jahrzehnte studiert: „Der Unterschied liegt in mir, liegt darin, wie ich die Musik begreife und wie ich sie spiele und damit sie zu meiner Musik mache. Das ist mein Leben und die Interpretation ist immer anders.“
Um der Struktur dieses Interviews zu folgen und im Zeitrahmen zu bleiben, muss Dr. Nemo zum nächsten Termin.
Elvira begleitet wie immer den Clown und den Interviewer zum Fahrstuhl.
Interviewer: “Elvira, ist Dr. Nemo eigentlich ein Pianist, ein Künstler?“
Elvira schweigt.
Der Clown drückt den Fahrstuhlknopf und die Frage bleibt offen … bis zum nächsten Dienstag …
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