12. Episode

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#leantransformation
Podcast, am 09. 08. 2019 in LeanTransformation


Ernst Krauss hat eines seiner Lieblingslokale "Zum Kramerwirt" aufgesucht. Ein Gasthof im idyllischen Hönigtal gelegen mit seinem herzhaften, altsteirischen Zwiebelrostbraten, der nur hier so urwüchsig schmeckt - und dazu ein trockener Zweigelt.

Hier gelang es Ernst immer ein wenig Anspannung loszuwerden. Dazu wollte er über das am frühen Nachmittag geführte Gespräch mit seinem Schwiegersohn Frank Weissenegger nachdenken.

Welche technischen Fortschritte es doch in den letzten Jahren gegeben hat. Alleine die Möglichkeiten der Kommunikationsmittel … Jede Gesichtsregung hatte er von seinem Schwiegersohn während der Videokonferenz sehen können. Und die Tonqualität erst … völlig ohne Störgeräusche … als ob Frank ihm persönlich gegenüber sitzen würde, während sie über die Gesamtsituation der Krauss GmbH & Co. KG und das misslungene Audit sprachen.

Franks Erläuterungen, wie es dazu kommen konnte, hatte er daher nur zu gut verstehen können: „Schau Dir doch mal an, Ernst, was sich in den letzten 20 Jahren alles verändert hat! Du hast damals eine Pumpe mit ein paar Strichen entworfen und ein technischer Zeichner hat dann Deine Ideen zur fertigen Konstruktion gemacht.", hatte Frank gesagt.

Ernst weiß dies noch zu genau. Im Prinzip wurde zu dieser Zeit fast jede Pumpe nach dem gleichen Schema gebaut. Man konnte einfach planen und vorbereiten. Und jeder Werker hatte gewusst, was er tun musste. War doch alles immer sehr ähnlich gewesen.
Und heute? Heute gibt es eine komplexe Arbeitsvorbereitung. Dazu arbeitet der Konstrukteur mit einem CAD-System und muss die Qualitätsrichtlinien sowie die Vollständigkeit der Stücklistendaten in der EDV für die Materialwirtschaft beachten. Die Kundenorientierung hat zugenommen, Losgrößen sind kleiner geworden. All diese Anforderungen lassen sich nicht mehr nach Schema „F" abwickeln.

Und Frank hatte ihm auch klar vor Augen geführt, dass ein Fehler an einer Stelle im Geschäftsprozess meist weit reichende Folgen an anderer Stelle hat … dass alles immer mehr integriert und dadurch auch voneinander abhängig ist. Und was dies für die Mitarbeiter des Unternehmens bedeutet: Dass aufgrund dieser zunehmenden Komplexität die Ansprüche an die Mitarbeiter größer geworden sind und eigenständiges sowie eigenverantwortliches Denken an jeder Stelle immer mehr gefordert wird.
Frank Weissenegger hatte sich dabei auch auf die weltweit größte Studie zur Unternehmenskultur berufen, die quer über alle Branchen und Betriebsgrößen in Deutschland durchgeführt wurde.

Der Alte legt sein Besteck zur Seite und greift nach den Auszügen dieser, welche Frank ihm noch während des Gesprächs übermittelt hatte. Und nicht wenig überrascht liest Ernst darin, dass nach dieser Studie mehr als 30% des bilanziellen Erfolgs eines Unternehmens von der Unternehmenskultur abhängt.
Erneut so ein „Schlagwort" … zumindest für ihn, mit welchem er sich bislang nicht sonderlich auseinandersetzen musste.

Nachdenklich nimmt Ernst sein Rotweinglas und tritt vor die Tür des Gasthofes. Er brauchte ein wenig frische Luft …

Unternehmenskultur, Führungsstil, Rolle der Führungskräfte, das Zusammenspiel von Geschäftsprozessen mit Führungs- und Teamverhalten, alles gut und schön. Aber wie kann so etwas in ein oder vielleicht sogar in sein Unternehmen hinein gebracht werden? Wo sollte man beginnen? Und wer sollte dies tun?

Ab übermorgen würde er aber mehr als reichlich Gelegenheit haben, mit Frank darüber nochmals in aller Ausführlichkeit zu sprechen. Und seine Tochter Anna zu sehen, da sie und Frank bereits morgen den mehrwöchigen Europaaufenthalt antreten und dabei zuerst die Familie in Graz besuchen würden.
Und er selbst könnte sich bis zu ihrem Eintreffen nochmals eingehend mit dem Inhalt dieser Studie beschäftigen, denn für heute war es ihm vorerst genug.

Doch während Ernst den Sonnenuntergang durch sein Rotweinglas betrachtet, kann er sich eines Gedankens dennoch nicht entziehen. Dem Gedanken, dass nicht nur in diesem wohl viel Wahrheit liegt ...



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