42 ... Folge 140
oder ... "XLII (quadrāgintā duo)"
Es ist wohl nicht zufällig, dass die Zentralen der Mächtigen, diese turmartigen Gebäude in Betonwüsten stehen. Vielleicht sind solche Bilder ein Vorgriff auf das, was man von der Zukunft erwarten kann, in der die Natur zum Untertanen wird und die geraden Linien des Verstandes Schneisen in das schneiden, was man vor Jahrhunderten ein Wunder der Natur nannte.
Nur manchmal liegt ein Park zu Füssen der Kathedralen der Macht wie bei WMIA Incorporated, dem größten Unternehmen der Welt.
Doch auch die grünen Parks sind Wüsten, in denen man der Natur die Seele raubt und Schönheit das ist, was der Mensch nach seiner Idee erschafft.
Ideen sind ja der Treibstoff zum Wachstum und Wachstum bedeutet Macht, jedenfalls im wirtschaftlichen Umfeld, in dem wir uns hier bewegen.
Dr. Nemo sitzt an seinem gläsernen Schreibtisch. Das Louis IV-Exemplar hat er abgeschafft wegen der vielen Schnörkel. Das passt nicht mehr in diese Zeiten, in der das Verspielte den Platz mit der Transparenz, der Durchsichtigkeit getauscht hat und gerade Linien, Linealen gleich das symbolisieren, was man den Verstand zu nennen pflegt.
Er vertieft sich in einen Haufen von Papier mit Zahlenkolonnen, Gutachten, demoskopischen Berechnungen, Voraussagen, Strategien und ein bisschen Philosophie über den Lauf der Dinge in der Wirtschaft 5 Punkt Null.
Wie immer zu dieser Zeit des Jahres geht es um die Ausrichtung des Konzerns.
Zu Gast ist sein Bruder Umbra, der Olivenbauer. Er schaut gelegentlich im Büro seines Bruders vorbei, einfach nur so oder auch manchmal, wenn er glaubt, es wäre gut, seinem Bruder mal ein bisschen …
Na ja, warten wir es ab ...
Nemo: „Du hast Dich ja wieder als Clown verkleidet!“
Umbra: „Ja, weil es allen anderen verboten ist, ein Tabu anzusprechen.“
Nemo kommt hinter seinem Schreibtisch hervor.
Nemo: „Welches Tabu? Wir haben keine Tabus, alles ist transparent! Hier schau mal!“
Dann zeigt er auf der weißen Wand des Vorstandsbüros seine Folien mit den Strategien von WMIA Incorporated, die Strategien, letztendlich die Welt zu beherrschen.
Umbra lacht: „Siehst Du die Zeichen an der Wand?“
Nemo stutzt.
Nemo: „Du meinst die Folien an der Wand, was soll damit sein?“
Umbra: „Du wärest nicht der erste König, dem die Arroganz der Macht des Wissens zum Schicksal wurde und der eines außer Acht ließ, nämlich, dass es mehr zu bedenken gibt als die Schulweisheit uns lehren könnte.“
Nemo: „Was meinst Du damit?“
Umbra: „Es gibt noch eine Hand, die Zeichen an die Wand schreibt, die du nicht sehen willst! So geschehen zu Zeiten des Königs von Babylon, Belsatzar. Der Dichter Heine hat das beschrieben:
Und sieh! und sieh! an weißer Wand
Da kam’s hervor wie Menschenhand;
Und schrieb, und schrieb an weißer Wand
Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand.
Die Berater kamen, doch keiner verstand
Zu deuten die Flammenschrift an der Wand.
Belsatzar ward aber in selbiger Nacht
Von seinen Knechten umgebracht.
Nemo: „Das ist ja gruselig!“
Umbra: „Nimm’s nicht persönlich!“
Nemo: „Was denn?“
Umbra: „So sehr der Verstand von WMIA Incorporated sich auch bemüht, Ihr findet die Formel der Welt nicht!“
Nemo: „Ach was! Und Du Clown, Du kennst sie?“
Umbra: „Ich weiß es nicht genau, jemand hat mir gesagt, die Formel der Welt lautet „42“.
Nemo muss wie immer zum Termin. Elvira ist immer noch beim Frisör und den Inhalt des Gesprächs hat ihm Dr. Nemo erzählt … Ihm, dem Interviewer.
Was denn der Auftritt des Umbra bewirkte oder auch nicht, erfahren wir wie immer am nächsten Dienstag …
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