5S, der aufgeräumte Betrieb ist eben Führungsaufgabe!
Vor ein paar Monaten bei einem Unternehmermittagessen sagte mir Heinrich Wolf, Chef und Inhaber eines mittelständischen Produktionsbetriebes zum Thema 5S ...
„Ich mache täglich meinen Rundgang und weise die Leute ständig darauf hin, doch endlich mal aufzuräumen. Ich denke da besonders an Werner, den Teamleiter aus der Endmontage. Der antwortet immer: ‚Ja, Chef, das machen wir, wir haben gerade viel zu tun.‘ Jeden Morgen das gleiche. Ich glaube, die nehmen mich bei diesem Thema nicht ernst“.
Bei diesem letzten Satz beobachte ich, wie er ein wenig in sich zusammen sackte, kurz selbst darüber erschrickt und sich sofort lächelnd zusammenreißt.
Auf meine Frage, wie denn sein eigener Arbeitsbereich bei den Mitarbeitern rüberkommt, wird er wieder nachdenklich und schaut sich mit seinem geistigen Auge dort um.: „Na ja, ich habe ja auch immer viel zu tun …, ok, Sie haben recht!“ Wir sehen uns beide kurz in die Augen und lachen. Meine Frage hatte also gesessen und mit seiner offenen Einstellung hat er recht bald den Kern seines Problems verstanden.
Seine Aufgeschlossenheit machte es mir leicht, das Gespräch fortzusetzen. Wir erörterten die Frage, wie genau denn sein Betrieb aussieht, wenn er aufgeräumt ist. Schließlich kommen wir zur folgenden noch relativ allgemeinen Aussage:
„Ein Betrieb ist nur dann aufgeräumt, wenn seit über 6 Monaten Kunden zu Besuch kommen können, ohne dass Sonderaufräumaktionen durchgeführt werden müssen.“
„In diesem Fall kann ich immer darauf vertrauen, dass der Kunde unseren Betrieb mit dem Gefühl verlässt, hier gut aufgehoben zu sein. Und objektiv gesehen ist er das dann ja auch und das ohne Zusatzaufwand.“
so fährt mein Gesprächspartner erfreut fort.
In den darauf folgenden Wochen und Monaten hat sich in seinem Betrieb sichtbar einiges getan. Heinrich Wolf hat sich zunächst selbst erst mal einen Tag Zeit genommen und seinen eigenen Schreibtisch und seine Schränke aufgeräumt. 30% der Schrankinhalte waren überflüssig und er konnte viele Abläufe in Zusammenarbeit mit seiner Assistentin neu strukturieren und ausmisten. Sein persönliches Fazit:
„Das war wie ein Befreiungsschlag für mich persönlich. Mir ist klar geworden, was sich im Laufe der Zeit so an Problemen aufstaut, wenn man nicht immer wieder Engpässe aufräumt und strukturiert. Der größte Engpass war ich selbst. Ich habe 5S zunächst in meinem Büro zum Standard gemacht und weiß nun, was ich von meinen Leuten in der Fabrik verlange und was da so beim Aufräumen passieren kann.“
Im Laufe der folgenden Wochen hat er dann 5S im gesamten Betrieb eingeführt. Ohne Ausnahme hat er jede Abteilung für Ihren Bereich verantwortlich gemacht. Da die meisten „Problemzonen“ mit unklaren Schnittstellen zwischen den Abteilungen zu tun hatten, mussten die Beteiligten abteilungsübergreifend miteinander reden und einvernehmlich Lösungen finden. Und genau in dieser kritischen Phase scheitert so manches 5S-Projekt. Deshalb hat Heinrich Wolf einen 5S-Moderator von DETEKTOR engagiert, der die notwendige Kommunikation anstößt, vorantreibt und den Finger in so manche Wunden legt.
Die Verantwortung hat er aber nie aus der Hand gegeben. Immer wieder würdigt er bei seinen Rundgängen alle Fortschritte, spricht die Problemzonen konsequent an und führt so manches ernste Kritikgespräch. Seinen Mitarbeitern ist klar, dass er es ernst meint und sie kriegen mit, dass sich viele Engpässe in Luft aufgelöst haben.
5S, der aufgeräumte Betrieb ist eben Führungsaufgabe!
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