Qualifiziert kommunizieren auf Fokus komm raus!

Qualifiziert kommunizieren auf Fokus komm raus!

Die Klammer zwischen Management und Mitarbeitern heißt: Kommunikation.

#leanmagazin
19. Juni 2017 um 12:20 Uhr in LeanMagazin von Dr. Bodo R.V. Antonic


„Der Geist, der die Worte sucht, findet Lösungen.“ Dieses Credo begleitet mich seit vielen Jahren, denn ich halte suboptimale Kommunikation für eines der größten Optimierungsfelder im Arbeitsalltag eines Unternehmens.

Management muss seine Strategien nicht in geschlossenen Zirkeln diskutieren, sondern sie den Mitarbeitern wertschätzend verständlichen. Dies gelingt nur mit authentischer, aber dennoch stringenter Kommunikation.

Ich will es plastisch machen. Vor Jahren leitete ich als Direktor eine Landesvertriebsorganisation. Meiner Maxime des zielorientierten Spielregelabbaus folgend, führte ich dort ein neues Meeting-System ein. Vor jedem Zusammentreffen mit der Belegschaft mussten lediglich drei Fragen beantwortet werden:

  • Was hat der Kunde messbar davon, wenn wir uns um dieses Meeting-Thema kümmern?
  • Was haben wir messbar davon, wenn wir uns um dieses Meeting-Thema kümmern?
  • Wieviel Besprechungszeit brauchen wir für dieses Meeting-Thema?

Die erste Frage diente der konsequenten Umsetzung der Kundenzentrierung, die zweite Frage wiederum hob auf das eigene Geschäftsmodell ab. Beides ist offensichtlich und bedarf nach meinem Dafürhalten keiner weiteren Erläuterung.

Doch fragen Sie sich vielleicht nach dem Zweck der dritten Frage. Wieso wollte ich wissen, was an Besprechungszeit benötigt würde? Die Antwort ist einfach. Wir konnten dadurch die Meeting-Zeiten deutlich straffen, da ich bei einer zuvor angegebenen Besprechungsdauer von z. B. 60 Minuten diese auch nach genau 60 Minuten beendete.

Mitarbeiter entscheidungsfreudiger – Firma beweglicher

Viel wirkungsvoller erwies sich jedoch, dass ich Meetings bis 15 Minuten Dauer grundsätzlich im Stehen abhielt. Fünf Minuten dauernde Meetings hingegen wurden sogar im Gehen abgehalten.

Das Gesamtergebnis war aus meiner Sicht beeindruckend:
Ich musste weniger entscheiden, da meine Mitarbeiter selbst entscheidungsfreudiger wurden – so wie die ganze Firma insgesamt beweglicher, leichter und schneller.

Sie sehen: Menschen und Mitarbeiter gleichen auf den Wellen tanzenden Schiffen, die man in einem vernünftigen Rahmen entfesseln muss.
Geist will fliegen, nicht in Ketten liegen!

Kommunikation ist immer, ich betone immer, bidirektional! Ihr Ziel muss immer sein, Menschen zielgerichtet arbeiten zu lassen, sie durch soziale Interaktion einzubeziehen. In diesem Kreislauf der kommunikativen Wertschätzung entwickelt sich das Fundament für gute Prozesse, erfolgreiche Produkte – und zufriedene Kunden.

Hier entsteht eine direkte Verbindungslinie zu dem, was uns heute als „New Work“-Bewegung in vielen Diskussionen und Kontroversen begleitet: Die mögliche Zukunft der Arbeitswelt, die stark kollaborativ ausgerichtet ist, hierarchisch flach und im Idealfall gleichermaßen erfüllend für Management und Mitarbeiter.

Wichtigster „Weichensteller“: Wir – die Manager

Doch die Umsetzung erfordert viel kompetente, interne Arbeit – schließlich muss man auch die Mitarbeiter abholen, die gar nichts verändern wollen – und die richtigen Weichensteller.

Die alles entscheidende Veränderung findet nämlich auf der Managementebene statt, also bei uns. Wir Manager müssen unsere Position der Macht verlassen. Die Vorgehensweise: Wir müssen den Rettungsanker der Hierarchie loslassen sowie beim Mitarbeiter eine Übernahme von Verantwortung einfordern.

Wir müssen Mitarbeiter beweglich halten, indem wir ihnen ständig stabilisierende Spielregeln entreißen und sie dadurch zwingen, kontinuierlich ihre Position und ihr Gleichgewicht neu auszuloten. So wie wir das auch uns dazu zwingen müssen. Das bedeutet am Ende des Tages ein Bekenntnis zur Beweglichkeit als Überlebensgarant.

Das Learning lautet also: Lernen kommt vor Wissen, Transformation kommt vor Status quo. Management, welches diesen Wandel nicht lebt, ist unwissend oder mindestens bequem – und verspielt letztlich die Zukunft des Unternehmens, weil es seine Agilisierung verhindert.



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