Mitarbeitermotivation - Folge 1

Mitarbeitermotivation - Folge 1

Im Folgenden hören Sie den Mitschnitt eines Interviews mit dem CEO des größten und mehr oder weniger erfolgreichsten Unternehmens der Welt, Herrn Dr. h.c. Any Nemo. Das Interview ist fiktiv. Das größte Unternehmen der Welt allerdings nicht.

#WMIA
Podcast, am 10. 06. 2018 in Interview mit Dr. h.c. Any Nemo von Kurt August Herrmann Steffenhagen


Das Gespräch fand im 124. Stockwerk des Verwaltungsgebäudes der WMIA Inc. – WMIA ist die Abkürzung für „We make it all“ – in Los Straneros statt.
Die Atmosphäre war angenehm kühl, schimmernder Marmorboden, Möbel aus Glas mit braunem Mahagoni, zwei Assistentinnen reichten Kaffee und Kekse, ihre Stilettoabsätze klapperten erotisch und eine dritte würde gleich jedes Wort mitschreiben.
Durch die vom Boden bis zur Decke reichenden Fenster brach das Licht aller sieben Weltmeere und nur der Himmel und sein Horizont begrenzte den Blick, dessen Entfernung je nach Intelligenz des Betrachters variiert.
Das Licht im Raum, wenn es denn überhaupt eines Kunstlichts bedurft hätte, wechselte im stündlichen Rhythmus oder nach Bedarf seine Farbe.
Dr. Nemo himself trank Acqua naturale, bei dessen Anblick allein man augenblicklich freiwillig nüchtern würde. Verabredet war ein Gespräch über Motivation bei WMIA Inc.

„Legen Sie los!“, schnarrte Dr. Nemo und blickte auf seine Understatement Plastikuhr.

Frage an Herrn Dr. Nemo: Wie gehen Sie mit dem Thema Motivation um?

Nemo: „Motivation ist uns sehr wichtig. Nur motivierte Mitarbeiter können mit der rasanten Entwicklung unseres Unternehmens mithalten. Wir sind deshalb an unseren Mitarbeitern interessiert und haben eine mit hervorragenden Psychologen ausgestatte Abteilung. Diese Doktoren erforschen, was Menschen wirklich antreibt und wir sponsern selbstverständlich einige Professoren, die uns mit Ergebnissen versorgen.“

Frage: „Was haben Sie gefunden?“

Nemo: „Wir sind ein modernes und innovatives Unternehmen. Wir finden deshalb alle 5 Jahre eine neue Theorie. Sehen Sie, die Zeiten ändern sich. Mein Vater glaubte noch an einen Dr. Maslow, Sie wissen schon, den mit der Bedürfnispyramide. Das haben wir mal sein gelassen.
Dann hatten wir die McGregor XY-Theorie, dann ging es um Werte, aber fragen sie mich mal was Leichteres. Die Psychotypen werden es schon richten. Dafür bezahle ich sie ja.“

Frage: „Warum wollen Sie eigentlich wissen, was Menschen antreibt, was sie motiviert, das zu tun, was sie tun oder unterlassen.“

Nemo schaut ins Leere. Die Assistentin kaut an ihrem Stift und betrachtet ihre Fingernägel.

Frage: „Ist dies Interesse vergleichbar mit der wertfreien Neugier des Wissenschaftlers, die diese Forschung veranlasst?“

Nemo: „Die Entwicklung von Motivationsthesen verläuft für uns wie Produktentwicklung, sie wandelt sich in der Zeit und wir verkaufen die Thesen an unsere Führungskräfte und erhoffen uns Gewinn.“

Während er das sagte, trafen seine Augen den Interviewer. Der Mann war klar, glasklar wie eine Glasscherbe. Er weiß, was wichtig ist oder nicht, jedenfalls glaubt er das zu wissen.

Frage: „Wie erreichen Sie Ihre Führungskräfte?“

Der Interviewer verwendet den Begriff „Führungskraft“ hier in Ermangelung einer treffenderen Bezeichnung und weil der Begriff sich so eingebürgert hat und außerdem so schön griffig ist wie alles, was bestenfalls nur vage im Raum steht.

Nemo: „We want to get them by the balls… die deutsche Übersetzung ist leider im Wording unanständig, der Satz aber drückt das aus, was ich meine. Übersetzt für die Pastorentöchter: Wir wollen also ins Nähkästchen der Menschen schauen.“

Die eben noch am Stift kauende Assistentin errötete leicht, schaute verlegen auf die sieben Weltmeere und zupfte an ihrer weißen Bluse.



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