Umfrage zu: Kommunikation im Wandel
So lautet der Titel von Tobias Bernecker und Michael Reiß aus dem Jahr 2002 (erschienen im zfo magazin). Diese Aussage gilt mehr denn je! Wenn sich die Veränderungskommunikation selbst verändert. Wie wird heute in Unternehmen kommuniziert, die unter dauerhafter Veränderung stehen? Externe Trends und exogene Schocks wirken immer stärker auf Unternehmen.
Die Arbeitssituation und die Arbeitsmodelle haben sich den letzten Jahren stark verändert, vor allem getrieben durch die Pandemie. Heute gehören hybride Arbeitsmodell zum Alltag, sie bringen Vorteile aber auch Herausforderungen, insbesondere in der Zusammenarbeit. Welche Rolle spielt Onlinekommunikation heutzutage in Veränderungsprozessen und kann diese physische Kommunikation ersetzen? Eine Forschungsfrage mit der wir uns intensiv beschäftigen.
Zusammenfassung Forschungsergebnisse:
Welche Kommunikationskanäle werden von Change Experten in Change Projekten verwendet und wie effektiv werden diese eingeschätzt? Dieser Frage geht Bernecker und Reiß (2002) in ihrer Forschung nach, die mittlerweile doch einige Jahre zurückliegt. Verglichen werden in einer ersten Studie Ein- und Zweiwegekommunikation und „klassische“ und projektspezifische Kommunikationsmedien. Hier zeigt sich ein klares Bild: Die Zweiwegekommunikation nimmt klar eine führende Rolle ein. Die persönliche Kommunikation (1:1 Meetings, Abteilungsmeetings, Kick-off Meetings) zeigt vor allem in Veränderungsprozessen, die durch hohe Unsicherheit gekennzeichnet sind, ihre Stärken. Projektspezifische Kommunikationsmedien (Kick-offs, Workshops) sind hilfreich, aber auch zeitgleich kostenintensiv (vor allem durch Reisekosten getrieben). In weiteren Studien analysiert Reiß (Reiß & Spejic, 2008; Reiß & Niemeier, 2010) die Wirksamkeit von Onlinemedien (Web 2.0) in Change Projekten. Diese zeigen insbesondere positiven Einfluss auf den Informationsstand und Qualifikationsstand als auch auf Motivation und Partizipation der Beteiligten bei Veränderungsprojekten. Zudem outperformen sie die traditionellen Kanäle vor allem im Bereich Motivation und Partizipation. Eines zeigt sich in den Folgestudien ganz klar, Web 2.0 Kanäle können die klassischen Instrumente nicht ersetzen, sondern nur unterstützen. Die höchste Wirksamkeit nach Meinung der Change Experten zeigen in 2010 weiterhin die traditionellen Kanäle Workshops, 1:1 Meetings, Meetings mit Senior Management Präsenz und Seminare.
Seitdem hat die Akzeptanz von Onlinemedien in Unternehmen sehr stark zugenommen. Auch die technische Infrastruktur und Kanäle haben sich die letzten Jahre verändert, besonders stark getrieben durch globale Zusammenarbeit und der Covid-Pandemie. Die Sichtweise von Change Experten ist in der weiteren empirischen Forschung unterrepräsentiert, bzw. nicht vorhanden. Hier liegt der Fokus der weiteren Forschung stark auf der Mitarbeitersicht. Es besteht also dringend Handlungsbedarf, um auf der einen Seite ein aktuelles Bild über Onlinekommunikation zu generieren und auf der anderen Seite die Perspektive von Praktikern auf dieses Themenfeld wieder zu lenken.
Zur Umfrage: https://www.soscisurvey.de/TUM_changecommunication2023/
Quellen:
Bernecker, T., & Reiss, M [Michael] (2002). Kommunikation im Wandel. Zeitschrift Führung + Organisation, 71, 352–359.
Reiss, M [Michael], & Spejic, G. (2008). Neue Medien im Change Management. Web 2.0-Einsatz im Urteil von Experten. Organisationsentwicklung, 27, 60–66.
Niemeier, J., Ehrenmann, F., Steffens, D., Reiss, M [M.], & Ploski, V. (2010). Neue Medien im Change Management: Ergebnisse der Online-Expertenbefragung im Überblick. https://www.consultingbay.de/ce/neue-medien-im-change-management-empirische-erkenntnisse-aus-der-berater-und-klientenperspektive/detail.html
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