Soziale Architektur für nachhaltige Unternehmen
Ein Beitrag meiner Kollegin Anja Ritter brachte mich kürzlich auf den Begriff "Soziale Architektur". Dieser ist, wie der Name schon sagt, eher im Kontext Architektur angesiedelt, d.h. er bezieht sich auf die Gestaltung und Planung von physischen Räumen, Strukturen. Das Ziel der sozialen Architektur ist, soziale Interaktionen, Beziehungen und das Wohlbefinden der Menschen zu fördern. Es geht dabei um die bewusste Integration von sozialen Aspekten in die architektonische Planung, um Räume zu schaffen, die nicht nur funktional sind, sondern auch eine positive soziale Dynamik unterstützen. Soziale Architektur ist eng mit der Idee verbunden, dass die physische Umgebung einen großen Einfluss auf unser Verhalten, unsere Interaktionen und unser Wohlbefinden hat.
Soziale Architektur umfasst folgende Prinzipien:
- Kommunikation und Interaktion: Die Gestaltung von Räumen und öffentlichen Plätzen, die natürliche Interaktionen und Kommunikation zwischen Menschen erleichtern. Dies kann durch offene Bauweise, Sitzgelegenheiten, gemeinschaftliche Bereiche und andere Gestaltungselemente erreicht werden.
- Inklusion und Diversität: Soziale Architektur zielt darauf ab, Räume zu schaffen, die für verschiedene Bevölkerungsgruppen zugänglich und ansprechend sind. Dies kann die Berücksichtigung von Barrierefreiheit, kultureller Vielfalt und unterschiedlichen Bedürfnissen einschließen.
Gemeinschaftsgefühl: Die Gestaltung von Räumen, die ein Gefühl der Zugehörigkeit und Gemeinschaft fördern. Dies kann durch die Schaffung von Treffpunkten, Versammlungsräumen und gemeinschaftlichen Aktivitäten erreicht werden. - Psychologisches Wohlbefinden: Soziale Architektur berücksichtigt auch die psychologischen Auswirkungen von Räumen auf die Menschen. Natürliche Beleuchtung, angenehme Farbgestaltung, akustische Qualität und andere Faktoren können das allgemeine Wohlbefinden beeinflussen.
- Nachhaltigkeit: Die Berücksichtigung von Umweltaspekten und ökologischer Nachhaltigkeit ist ebenfalls ein wichtiger Teil sozialer Architektur. Dies umfasst die Nutzung erneuerbarer Ressourcen, Energieeffizienz und umweltfreundliche Bauweisen.
- Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Soziale Architektur kann auch flexible Räume einschließen, die sich den sich ändernden Bedürfnissen und Aktivitäten anpassen können. Dies ermöglicht es den Nutzern, die Räume je nach Anlass oder Ziel unterschiedlich zu nutzen.
Soziale Architektur im Lean Management
Anja hatte in ihrem Beitrag eine Verbindung zwischen Sozialer Architektur und der Soziokratie hergestellt, die mir mehr als verständlich ist: Wer Soziokratie als agiles Organisationsmodell ins Unternehmen implementieren möchte mit allen Strukturen und Methoden, die die Soziokratie bereit hält, braucht eine auf der soziokratischen Haltung basierendes Fundament – zunächst einmal die Gleichwertigkeit aller Beteiligten zu akzeptieren und auch zu verstehen, was dies konsequenterweise bedeutet: Ich lerne von Dir, Du lernst von mir, gemeinsam lernen wir von anderen und entwickeln uns kontinuierlich weiter. Ist dieses Fundament nicht gegeben, bleibt es bei der reinen Anwendung von Methoden.
Kommt Euch bekannt vor? Mir auch, denn auch im Lean-Kontext wird viel zu häufig nicht auf das Fundament geachtet, sondern lediglich Methoden umgesetzt und die kurzfristige Erfolgsrechnung dominiert.
Da jedoch jetzt und in Zukunft – ich wiederhole mich – Nachhaltigkeit das Gebot der Stunde für wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen ist, wird es verstärkt auch darauf ankommen in die soziale Architektur zu investieren. Was kann also eine Soziale Architektur für Lean Management leisten?
ChatGPT gab mir folgende Hinweise, die ich gar nicht mal so schlecht fand:
Die Integration von sozialer Architektur mit einer übergeordneten Philosophie wie Lean Management erfordert eine sorgfältige Betrachtung, um sicherzustellen, dass beide Ansätze miteinander harmonieren und sich gegenseitig unterstützen. Hier sind einige Ansätze, wie diese Integration erreicht werden kann:
- Wertorientierung: Lean Management zielt darauf ab, kontinuierlichen Wert für Kunden zu schaffen, während soziale Architektur die sozialen Bedürfnisse der Mitarbeiter berücksichtigt. Eine gute Integration besteht darin, die Wertschöpfung für Kunden mit dem Wohl der Mitarbeiter in Einklang zu bringen. Dies kann erreicht werden, indem man erkennt, dass zufriedene und engagierte Mitarbeiter oft bessere Ergebnisse für Kunden erzielen.
- Respekt für Menschen: Eines der Prinzipien des Lean-Managements ist der "Respekt für Menschen". Dies passt gut zur sozialen Architektur, da sie auch darauf abzielt, die Bedürfnisse und das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu respektieren. Die Schaffung einer positiven Arbeitsumgebung und die Berücksichtigung von Mitarbeiterstimmen passen zu diesem Prinzip.
- Kommunikation und Transparenz: Beide Ansätze betonen die Bedeutung offener Kommunikation. Im Lean Management fördert dies den Informationsfluss für effiziente Prozesse, während die soziale Architektur darauf abzielt, Interaktionen und Zusammenarbeit zu unterstützen. Die Kommunikation über Ziele, Fortschritte und Veränderungen wird zu einer Brücke zwischen beiden Ansätzen.
- Kontinuierliche Verbesserung: Beide Ansätze setzen auf kontinuierliche Verbesserung. Während Lean Management darauf abzielt, Prozesse zu optimieren, um Verschwendung zu minimieren, zielt die soziale Architektur darauf ab, die Arbeitsumgebung ständig zu verbessern, um die Mitarbeiterzufriedenheit und -produktivität zu steigern.
- Partizipation und Beteiligung: Beide Ansätze unterstützen die Einbindung der Mitarbeiter. Im Lean Management werden Mitarbeiter oft ermutigt, an der Prozessoptimierung teilzunehmen. In der sozialen Architektur geht es darum, Mitarbeiter in die Gestaltung der Arbeitsumgebung einzubeziehen.
- Ganzheitliche Betrachtung: Die Integration erfordert eine ganzheitliche Sichtweise. Es ist wichtig zu erkennen, dass sowohl Lean Management als auch soziale Architektur verschiedene Aspekte der Organisation abdecken. Es geht darum, einen Ausgleich zu finden, der sowohl Effizienz als auch Wohlbefinden berücksichtigt.
- Flexibilität und Anpassung: Sowohl Lean Management als auch soziale Architektur sollten flexibel genug sein, um sich an die spezifischen Bedürfnisse der Organisation anzupassen. Dies bedeutet, dass Anpassungen vorgenommen werden müssen, um sicherzustellen, dass beide Ansätze zusammenwirken und die gewünschten Ergebnisse erzielen.
Also, falls ihr vielleicht gerade frustriert in der Transformationsschleife hängt, etwas schiefgelaufen ist oder auch etwas komplett gegen die Wand gefahren ist - vielleicht braucht es ein neues Bild, um den nächsten Schritt zu machen. Vielleicht hilft das Bild der sozialen Architektur, sich künftig dem Thema Transformation NICHT ausschließlich von der Methodenseite aus zu nähern, sondern gleichzeitig mit dem Aufbau, der Reparatur, der Änderung des Fundaments zu starten:
Stellt euch vor, wir gestalten Unternehmen wie ein gut durchdachtes, klimapositives Gebäude – mit klaren Kommunikationswegen, offenen Räumen für Ideen, Plätzen für Interaktion und einem starken Fundament aus Vertrauen und Respekt.
Weiterführende Quellen:
Brown, J. S., & Duguid, P. (1991). Organizational Learning and Communities-of-Practice: Toward a Unified View of Working, Learning, and Innovation. Organizational Science, 2(1), 40-57.
Edmondson, A. C. (2018). The Fearless Organization: Creating Psychological Safety in the Workplace for Learning, Innovation, and Growth. Wiley.
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