Größe und Wahnsinn ... Folge 124

Größe und Wahnsinn ... Folge 124

Die Großen dieser Welt - seien es die Großen, weil sie mächtig sind, wie unser Dr. h.c. Any Nemo … oder große Künstler - haben eines gemeinsam.
Die Häufigkeit, dass sie dem Wahnsinn verfallen sind, ja aus Wahnsinn schöpfen, ist höher als bei dem Kassenwart eines Vereins für Leibesübungen beispielsweise oder einem pensionierten Hauptschullehrer, um den Begriff des Durchschnittsmenschen zu vermeiden ...

#WMIA
Podcast, 17. Dezember 2018 um 15:52 Uhr in Interview mit Dr. h.c. Any Nemo von Kurt August Herrmann Steffenhagen


Dr. Nemo, so schreiben die Gazetten, hat mit Billigung des Aufsichtsrats ein Viertel des finanziellen Vermögens des größten Unternehmens der Welt, WMIA Incorporated, dessen CEO er ist, in ein Start-up gesteckt.

Selbst die größte Zeitung, die natürlich Nemo gehört, äußert leise Zweifel und ein Hirnforscher, ein gewisser Prof. Pecorino meint, einen gewissen Wahnsinn diagnostizieren zu müssen.

Der Interviewer steht mit Dr. Nemo am Fenster des Vorstandsbüros und blickt auf eines der sieben Weltmeere. Seine Frau Fortunata, die mit dem wunderschönen roten Mund, dreht sich im Hintergrund eine Zigarette und raucht vor sich hin …

Das mit dem Wahnsinn ließ den Interviewer nicht los. Ist Nemo wahnsinnig? Dieser Frage will er nachgehen. Wobei, das weiß er selbst, die Antwort eines Wahnsinnigen, ob er denn wahnsinnig sei, lautet ja immer: „Nicht ich bin hier bekloppt, sondern die Leute um mich herum!“ Aber wir werden sehen.

Interviewer: „Herr Dr. Nemo, man unterstellt Ihnen in Ihrem unternehmerischen Handeln neuerdings Wahnsinn.“

Nemo: „Ja, habe ich vernommen.“

Interviewer: „Und …?“

Nemo: „Ja, ich bin wahnsinnig!“

Interviewer: „Mmmh …!“

Nemo: „Ich halte diese Bewertung sogar für ein Kompliment!“

Der Interviewer steht am Scheidewege, soll er das glauben oder spielt Nemo mit ihm.

Nemo, der diese Irritation des Interviewers auf seine Antwort sehr wohl bemerkt hat, meint: „Ich bin in guter Gesellschaft.“

Der Interviewer denkt nun wirklich, Nemo sei wahnsinnig geworden sozusagen größenwahnsinnig: „Was meinen Sie mit guter Gesellschaft?“

Fortunata drückt ihre selbst gedrehte Zigarette aus, sie raucht sie ohnehin immer nur halb, erhebt sich vom Diwan – ja, Nemo hat einen lasziv anmutenden mit knallroter Seide bezogenen Diwan in seinem Büro, schon ein bisschen verrückt, oder? – also Fortunata: „Die gute, wohlgemerkt nicht die feine Gesellschaft sind die, die sich dem entziehen, was man vernünftig nennt.“

Interviewer: „Na ja, wer so reich ist …“

Fortunata: „Das ist keine Frage des Reichtums, es ist eine Frage von … vielleicht ist es ein Geschenk?!“

Interviewer: „Ein Geschenk von wem?“

Die anmutige Assistentin des Vorstands und Geliebte des Interviewers, erscheint gerade im Büro und zwar im Christkindgewand … auf eine detaillierte Beschreibung dieses Wahnsinnsoutfits wird hier in Anbetracht der Scheinheiligkeit des Weihnachtsfestes verzichtet … Sie meint und das ist schon grenzwertig: „Ein Geschenk vom Christkind …“

„Jetzt ist der Wahnsinn komplett!“, denkt der Interviewer.

Fortunata: „Wenn sie das Verlassen der Grenzen der Vernunft, der festgeschriebenen Borniertheit unserer Gesellschaft, die als krank bezeichnet, was eben nicht ins System passt, dann …“
Und nach einer Pause sagt sie: „Die Gesellschaft ist nicht reif für die Kreativen, schon immer … Der Ruhm kommt erst posthum. Kreativität ist gefährlich, sie wird gern als Wahnsinn bezeichnet …“

Nun, nach alledem schauen wir mal, wie der Wahnsinn bei WMIA Incorporated weitergeht, zum Beispiel nächsten Dienstag.

Doch halt: Der Wahnsinn ist überall, weil es nicht wirklich Grenzen des Denkens gibt und wenn, dann sind die Grenzen vielleicht der eigentliche Wahnsinn …



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