Gestern, Heute, Morgen ... Folge 150
oder ... "Nam vitiis nemo sine nascitur"
Eigentlich ist mit diesen drei Worten der Verlauf des Lebens beschrieben, jedenfalls, wenn man meint, es laufe wie auf einer Eisenbahnschiene und das Morgen folgt auf das Gestern mit einem Zwischenstopp im Heute.
„Gestern, Heute, Morgen“ ist das Motto der 150-jährigen Jubiläumsfeier von WMIA, dem größten Unternehmen der Welt.
Nemo feiert in kleinem Kreise vorab.
Eine Idee von Fortunata, die als Familienmensch solche Ereignisse nicht von den Berichten der Gazetten, vollmundigen Reden, Anwesenheit von Wirtschaftsführern, den Präsidenten verschiedener Staaten und ähnlichem Beiwerk eines denkwürdigen Tages zertrampeln lassen will.
Die kleine Festgesellschaft ist nach Italien gereist, direkt auf die Terrasse der Lieblingstrattoria Nemos, da, wo die Nonna noch selber kocht und der gute Wein direkt aus dem Fass in die Gläser kommt. Kleine Fähnchen, bunt verstreut flattern im Wind vom blauen Meer.
„So ein Jubiläum ist wie eine Haltestelle im Leben“, sagt Elvira ... „sie ist voller Gefühl und die Wehmut reicht in die Vergangenheit und die Sehnsucht greift in die Zukunft.“
Andrea, der Mönch und enger Freund des Dr. Nemo bemerkt: „Die Vergangenheit von WMIA? Wer kennt sie schon?“ Und er fügt hinzu: „Der Unterschied zwischen Gott und den Historikern besteht hauptsächlich darin, dass Gott die Vergangenheit nicht mehr ändern kann.“
Interviewer. „Mmmh ...!“
Fortunata lacht: „Du meinst, es sei nie zu spät, eine glückliche Kindheit oder schöne Vergangenheit gehabt zu haben?“
Andrea: „Ja , mit der Zeit vollbringen unsere Vorfahren immer ruhmreichere Taten …“
Die Wirtin Daniela reicht Aperitivo, das sind diese kleinen Andeutungen aus dem Reich handgemachter Gaumenschmeichelei, gerade gut, um einem das Wasser im Munde zusammenlaufen zu lassen.
Umbra: „Nemo, heute ist ein glücklicher Tag, Du hast wie immer eine gute Hand bei der Auswahl der Location und auch sonst.“
Nemo ist heute nachdenklich.
Nein, er ist nicht melancholisch, doch so eine Position am Gipfel der Macht und des Reichtums lässt auch alte Knochen angesichts des Jubeltages sinnieren.
Nemo: „Danke, mein lieber Bruder Umbra. Ja, es ist ein Glück, dass wir hier zu diesem Anlass beisammen sind. Doch was ist Glück? Im Laufe meiner Zeit als CEO habe ich bemerkt, dass man selten weiß, was Glück ist, aber man weiß meistens, was Glück war.“
Dann erhebt er sein Glas mit diesem köstlich kühlen Grignolino, dem rötlichen Sommerwein, den ein Stück der Kraft des Piemont umschmeichelt.
Nemo: „Auf die Zukunft von WMIA und auf uns alle!“
Fortunata: „Auf die Zukunft? Sie ist etwas, das meistens schon da ist, bevor wir damit rechnen …“
Dann leert sie das Glas in einem Zug, schenkt sich ein neues ein und dreht sich eine Zigarette.
Interviewer: „Welche Erkenntnis haben Sie, Herr Dr. Nemo nach so langer Zeit in diesem Unternehmen?“
Nemo: „Ähm …“
Und bevor er dies gewichtige Wort weiter ausführen kann, setzt sich sein Bruder Umbra eine rote Clownnase auf, die er immer als Clown Saramucco trägt und ruft: „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.“
Damit wäre dies Thema, über das sonst bei solchen Anlässen lamentiert wird, in aller Kürze abgehandelt.
Es wurde fröhlich nicht nur Dank des guten Weines und während die Gesellschaft sich dem Abend nähert, fliegt Nemo wieder nach Hause.
Der Interviewer hat sich mit Elvira auf eine kleine Bank gesetzt.
Interviewer: „Elvira, ich hätte gern von Nemo etwas über seine Erfahrungen gehört.“
Elvira: „Darüber spricht er heute Abend vor den TV-Kameras. Hier weiß er, dass, sollte er damit anfangen, er von mir den Satz des Konfuzius hören würde: „Die Erfahrung ist wie eine Laterne im Rücken; sie beleuchtet stets nur das Stück Weg, das wir bereits hinter uns haben.“
Interviewer: „Mmmh …!“
Nun, das Jubiläum ist das Eine, was weiter geschieht, das Andere. Und davon hören wir - wie immer - am nächsten Dienstag ...
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