23. Episode
Der Wunsch nach Klarheit
Nach der „Fabrik im Seminarraum (FiS)" ist in der Belegschaft der Krauss GmbH & Co. KG eine große Neugier zu verspüren. Da sich doch viele gefragt haben, weswegen in der derzeitigen Situation wichtige Mitarbeiter zwei Tage aus dem Tagesgeschehen heraus gezogen wurden.
Zahlreiche Versuche, den Teilnehmern der Unternehmenssimulation etwas zu entlocken, verlaufen im Sande. Müssen doch einige der Teilnehmer das Erlebte erst einmal für sich verdauen.
Wie auch Hannah Pichler. Ist sie doch noch immer überrascht, dass auch ihr am zweiten Tag der Fabrik im Seminarraum (FiS) tatsächlich zugehört und ihre Vorschläge aufgenommen wurden.
Der Verwaltungsleiter Alexander Moser hingegen arbeitet sich noch immer daran ab, dass in Fertigung und Logistik doch ein anderer Arbeitsrhythmus und andere Sachzwänge herrschen, wenn der Kunde zufrieden gestellt sein will, als er es aus seinem eher behaglichen Bereich kennt. Zumindest kann er aber jetzt schon besser die häufig genervten Reaktionen mancher Kollegen verstehen.
Franziska Steiner jedoch ist optimistisch und beflügelt, dass nun Raum für neue Ideen entsteht.
Unklarheit besteht aber bei einigen Teilnehmern, was nun eigentlich aus der Veranstaltung folgert. Man hat einiges an neuen Methoden zur Geschäftsprozessverbesserung gelernt, von denen man sich auch gut vorstellen kann, diese im Unternehmen umzusetzen. Auch hat jeder an sich selbst erfahren, wie eng der Zusammenhang zwischen Geschäftsprozessverbesserung und dem Zusammenspiel der Menschen dabei ist.
Alois Mayrhofer jedoch fühlt sich in einer Konfliktsituation. Einerseits hat er in der Veranstaltung erkannt, dass der bisherige, patriarchalische Arbeitsstil in der Fertigung, wie ihn Franz Großmann geprägt hat, Verbesserungen erschwert. Mayrhofer hat immer loyal zu seiner Produktionsleitung gestanden. Anderseits sieht er aber auch, dass er vieles jahrelang einfach hingenommen hat, da Großmann schließlich sein Chef ist.
Er hat in der Vergangenheit bei vielen Abläufen in der Arbeitsvorbereitung Ideen gehabt, wie die Aufträge eindeutiger und sicherer in die Fertigung gebracht hätten werden können, ist damit aber immer wieder gescheitert. Und ein Rückmeldesystem, welches den tatsächlichen Fertigungsaufwand erfasst, hat er schon einmal vorsichtig vorgeschlagen, wobei diese Idee gleich im Keim erstickt wurde. Diese Unzufriedenheit, nichts bewegen zu können, ist bei ihm jetzt wieder hoch gekommen. Und überrascht musste er feststellen, dass es im Unternehmen auch an anderen Stellen wie bei Franziska Steiner oder Hannah Pichler viele Ideen zur Verbesserung in den Köpfen stecken.
Nicht nur für Alois Mayrhofer waren die Erlebnisse im Rahmen der Unternehmenssimulazion FiS ein kleines Stück gedanklicher Befreiung.
Kommen doch Gedanken wie: „Ja, wir können tatsächlich etwas an unseren Arbeitsbedingungen und –ergebnissen verbessern." „Im Team zu arbeiten bringt schnellere Ergebnisse und kann auch mehr Spaß machen."
Es gibt aber auch die Zweifel, ob die Fabrik im Seminarraum (FiS) nicht nur ein nettes Erlebnis war und ansonsten der gleiche Trott spätestens nach dem Re-Audit wieder eintritt.
Bei Max Gruber aus der Montage kommt sogar die Sorge auf, ob die Mitarbeiter durch ihr Mitwirken bei der Verbesserung nicht den eigenen Ast absägen, auf dem sie sitzen.
Ein Effekt ist aber bei fast allen spürbar. Das gemeinsame Erleben in FiS, insbesondere dass durch das beherzte Auftreten von Franziska Steiner Dinge auf den Tisch gebracht wurden, die jeder gespürt und geahnt hat.
Aber nicht nur die Belegschaft sondern auch Bernd und Ernst Krauss sind neugierig.
Bernd Krauss will die FiS - Ergebnispräsentation für die Geschäftsführung abwarten. Ernst Krauss jedoch ist zu gespannt und lädt Alois Mayrhofer, dem er schon immer vertraut hat, zu einem Bier nach Feierabend ein. Im Gespräch merkt Ernst Krauss, wie aufgewühlt Mayrhofer ist.
Denn dieser erklärt ihm: „Ich weiß noch nicht, was aus der FiS für uns rauskommt. Aber ich glaube, wir können mehr miteinander bewegen, als bisher. Aber weißt Du, Ernst, ich weiß nicht, ob Ihr das von der Geschäftsleitung auch wirklich so wollt. Ich will jetzt nicht vorpreschen, und dann gefällt das dem Franz Großmann nicht ..."
Für Ernst Krauss verfestigt sich das Bild, dass an dem „neumodischen Kram" doch etwas dran ist, wenn nun auch der Alois Mayrhofer darin eine Nutzen für die Firma entdeckt.
Er sieht aber auch, dass hier und jetzt für die Mitarbeiter der Krauss GmbH & Co. KG eine Klarheit geschaffen werden muss, wohin die Reise gehen soll.
Und auch wenn der Alte sich nach wie vor sich an Franz Großmann gebunden fühlt, weiß er doch auch, wie schwer es für Mitarbeiter ist, sich gegen Großmann zu behaupten.
An diesem Punkt ist er selbst tatsächlich etwas ratlos. Sicher kann und wird er dieses Thema während der Ergebnispräsentation einbringen. Denn letztendlich müssten auf diese Problematik bestimmt auch andere Unternehmen gestoßen sein, die eine FiS selbst durchgeführt haben …
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