Am Ende der Welt - Folge 89
Nemo, der CEO des größten Unternehmens der Welt WMIA Incorporated und der Mönch Andrea stehen am Cabo de Finisterre. Es ist zwar nicht genau das westlichste Ende Europas aber vielleicht doch das Ende der Welt, der alten Welt vor dem großen Meer. Die Römer, seine Namensgeber glaubten das seinerzeit ...
Überhaupt hat ja so ein Kap etwas fast Mystisches. Es ist das Ende dessen, wo man noch festen Boden unter den Füssen hat und vor einem das liegt, was nicht nur wegen seiner Weite, sondern eigentlich wegen seiner Unberechenbarkeit jedenfalls denjenigen, die sich aufs Meer trauten, so etwas wie Ehrfurcht einflößte.
Nemo steht mit dem Mönch an der Felsenspitze.
Andrea: „Von so einem Punkt startete Columbus in die Suche nach einer Neuen Welt.“
Nemo: „Ja genau, Welt 2.0 … wenn man damals schon so gedacht hätte …“
Andrea: „Was hat Columbus entdeckt?“
Nemo: „Na, eine Neue Welt, oder? So heißt doch Amerika!“
Andrea: „Die Neue Welt ist nie entdeckt worden!“
Nemo: „Aber Kolumbus betrat doch neues Land!“
Andrea: „Ja, aber er kam nicht, um es entdecken, er kam, um es zu beherrschen.“
Nemo: „Lass mal die Politik aus dem Spiel. Amerika war doch ein neues Land. Außerdem, was meinst Du mit beherrschen?“
Andrea: „Beherrschen bedeutet, sich etwas untertan zu machen, es so hinzurichten, dass man es nutzen kann.“
Nemo: „Aber trotzdem, Andrea, er hat doch ein Neues Land entdeckt!“
Andrea: „Geografisch schon.“
Nemo: „Was meinst Du damit?“
Übrigens die Frage „Was meinst Du damit?“ ehrt den Dr. Nemo. Nicht jeder hinterfragt, weil das ja irgendwie eine Blöße darstellt, eigentlich eine sehr sympathische.
Andrea: „Kolumbus ging es nicht um Entdeckung des Neuen, der Andersartigkeit im Sein der Rothäute … er scherte sich nicht um die Menschen, die Indianer. Er hat sie mit Feuerwasser und sonstigen Segnungen des Abendlandes verändert, er hat sie brauchbar gemacht für die Ziele und noch mehr für das Denken, die Haltung der Alten Welt. Von den Indianern blieb aus menschlicher Sicht nichts mehr übrig. Und wenn, dann hätte es gestört.“
Nemo: „So habe ich das noch nie gesehen.“
Andrea: „Die Welt 2.0 ist dadurch nichts anderes als eine aufgepeppte, alte Welt, eine Fortsetzung.“
Nemo: „Was hätte Columbus denn entdecken können, was Neues wäre dann da gewesen, woran ging er vorbei?“
Andrea: „An der Andersartigkeit dieser Menschen.“
Nemo: „Mmmh!“
Andrea: „Das Erkennen, einfach nur pures Erkennen des Neuen in Deinem Leben, das war es doch, was Du auf dem Pilgerpfad gesucht hast.“
Nemo: „Da gebe ich Dir recht!“
Andrea: „Bevor Du das Neue erkennen kannst, musst Du etwas verlieren!“
Nemo: „Was?“
Andrea: „Deine Thesen über Menschen!“
Nemo: „Welche?“
Andrea: „Deine Kategorisierungen, zum Beispiel in Bezug auf Menschen, Deine ‚Human Ressource Phantasien‘, die eigentlich Human Restriction heißen sollten. Wir haben eine Sehnsucht nach etwas Neuem und wenn wir es gefunden haben, ordnen wir es ins Alte ein, klassifizieren Menschen … manipulieren sie … HR sollte eigentlich HD heißen, Human Discovery.“
Nemo: „Harter Tobak!“
Andrea: „In Los Straneros werden sie Dich fragen, was Dir der Trip hier gebracht hat.“
Nemo: „Und … was?“
Andrea nestelte an seiner Kordel und zog eine kleine Wasserflasche aus seiner Kutte und bat Nemo, ihm seine Hände zu reichen. Wasser floss über die Hände von Nemo.
Andrea: „Am liebsten hätte ich Dir den Kopf gewaschen … aber wer bin denn ich … doch weiß ich, Du steigst niemals wieder in den gleichen Fluss.“
Nemo fährt zum Flughafen, wo sein Learjet wartet. Er fliegt natürlich selbst.
Andrea steigt die Felsen hinab zu seinem weißhaarigen Freund Agostino.
Zum Entsetzen von Flight Control düst Nemo Richtung Cabo de Finisterre und lässt die Maschine aus der Höhe fallen. Der Bordcomputer mahnt „altitude, altitude“. Nemo schert sich kaum darum, dann schieb er die Power auf 100% und donnert mit wiegenden Tragflächen über Andrea vor dem Haus seines Freundes in den blauen Himmel Richtung Los Straneros. So ehren Piloten ihre Freunde. Ist ein wenglein zu laut, aber wir kennen ja Dr. Nemo.
Nun, wir werden sehen, was geschieht, wenn der CEO des weltgrößten Unternehmens auf einem Pilgerpfad war. Und was sich da entwickelt, erfahren wir wie immer … dienstags.
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