Drei Stufen der Digitalisierung

Drei Stufen der Digitalisierung

Die Begriffe Digitalisierung und Digitale Transformation sind etwas verwirrend. Lasst uns mal auf die Details schauen.

26. April 2024 um 04:30 Uhr von Jan Fischbach


Digitalisierung bedeutet, Prozesse zu verbessern

Digitalisierung wird oft mit dem Einsatz neuer Technologie gleichgesetzt. Aber das, und da sind sich die Praktiker:innen und Expert:innen einig, stimmt nicht ganz. Digitalisierung bedeutet im Kern, dass wir Prozessketten und damit eine Dienstleistung entbündeln. Früher waren Dienstleistungen immer an bestimmte Orte, bestimmte Zeiten und bestimmte Personen oder Kompetenzen gebunden. Heute können wir Teile aus dem Prozess herausnehmen, sie an anderer Stelle verarbeiten lassen und wieder integrieren. Durch schnelle Computer und leistungsstarke, zuverlässige Netze läuft der Prozess so schnell, dass die Nutzer davon nichts mitbekommen.

Neue Tools bringen nur Vorteile, wenn man sie einsetzt, um Prozesse zu verbessern.

Es gibt drei Stufen beim Digitalisieren

Es gibt einen guten Artikel von Peter Verhoef und anderen, der die Auslöser, Phasen und Auswirkungen einer Digitalen Transformation beschreibt (/1/). Ich finde den Artikel einen guten Einstieg in das Thema.

Die Autoren des Artikels beschreiben drei Stufen. Diese Beschreibung finden wir so ähnlich auch an anderen Stellen:

  • Umwandlung von analogen Informationen in digitale Informationen (Digitization): Aus Texten werden durchsuchbare PDFs, aus Schallplatten werden MP3-Dateien usw. 
  • Geschäftsprozesse ändern (Digitalization): Digitales ist unabhängiger von bestimmten Orten und Zeiten. Wahrscheinlich werden wir aus verschiedenen Gründen effizienter und schneller. Im Wesentlichen bleiben es die gleichen Prozesse. Die Firma bleibt vom Charakter her die gleiche.
  • Die Firma verändert ihr Geschäftsmodell (Digital Transformation): Aus einem Tischler wird vielleicht eine Designfirma, die gar keine Möbel mehr herstellt. Die Firma konzentriert sich auf den Verkauf von Möbelkonstruktionsplänen. 

Aus Sicht von Lean und Agile ist für uns die zweite Stufe, das Optimieren der Geschäftsprozesse interessant. Bei analogen Prozessen würden vielleicht zuerst auf Durchlaufzeiten, Kosten und Qualität schauen. Wenn wir Prozesse digitalisieren wollen, können wir andere Fragen stellen:

  • Wo ist ein konkreter Ort ein Hindernis für die schnelle Abwicklung? Können wir uns vom Ort durch Verlagern einzelner Teile aus dem Prozess unabhängig machen?
  • Wo sind wir an konkrete (Öffnungs-) Zeiten oder Verfügbarkeiten gebunden? Können wir uns von der Zeit entkoppeln?
  • Wo sind wir an bestimmte Kompetenzen oder Personen gebunden? Können wir hier etwas auslagern?

Diese Bindungen in den alten Prozessen verlangsamen vielleicht gerade die Abläufe. Vielleicht sind wir gerade unflexibel. 

Mit der Digitalisierung kommen alte Fragen wieder hoch, die wir aus Sicht von Lean und Agile gut beantworten können.

Quelle:

/1/ Peter C. Verhoef, Thijs Broekhuizen, Yakov Bart, Abhi Bhattacharya, John Qi Dong, Nicolai Fabian, Michael Haenlein: Digital transformation: A multidisciplinary reflection and research agenda, Journal of Business Research, Volume 122, 2021, Pages 889-901, ISSN 0148-2963, abrufbar unter https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0148296319305478  



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