100 Jahre sind wie ein Tag - Folge 100

100 Jahre sind wie ein Tag - Folge 100

Es ist ein besonderer Tag heute, der 100. Geburtstag des Unternehmens WMIA Incorporated. Dr. Nemo lädt zu einem festlichen Beisammensein im Vorstandsbüro. Anwesend ist die Familie und soweit sie schon nicht mehr unter den Lebenden verweilt, sind ihre Bilder wie in einer Galerie aufgehängt.

#WMIA
Podcast, 17. Juni 2018 um 13:24 Uhr in Interview mit Dr. h.c. Any Nemo von Kurt August Herrmann Steffenhagen


WMIA ist ja die Abkürzung für „We Make It All“, also warum nicht gleich die Natur ersetzen, übertrumpfen und heller, besser sein als alle anderen, die Schöpfung miteingeschlossen.

Es ist ein besonderer Tag heute, der 100. Geburtstag des Unternehmens.

Dr. Nemo lädt zu einem festlichen Beisammensein im Vorstandsbüro. Anwesend ist die Familie und soweit sie schon nicht mehr unter den Lebenden verweilt, sind ihre Bilder wie in einer Galerie aufgehängt.

Nemo: „Hundert Jahre sind wie ein Tag im Leben von WMIA Incorporated und heute möchte ich ausrufen: We are knocking on heaven‘s door!“

Ein Raunen geht durch die Anwesenden. Apropos Anwesende, versammelt ist nicht nur die Familie, sondern auch der Vorstand und der Beraterstab sowie die grauen Eminenzen der Unternehmensgeschichte wie zum Beispiel der Friseur Fortunatas, ein gewisser Herr namens Orecchio, den man auch getrost als ihren Beichtvater ansehen kann … Friseure wissen ja Vieles. Selbstverständlich ist in diesem Zusammenhang auch der Golflehrer des Dr. Nemo im erlauchten Kreise, er steht da hinten links am Ende des Buffets, da wo man Wasser nicht von Gin unterscheiden kann oder will.

Auch das Hausmädchen der Familie, eine ehemalige Miss World, Signorina Seduttrice steht ein wenig verschüchtert angesichts der hohen Herrschaften im hinteren Teil des Auditoriums und wenn der Blick Nemos sie streift, errötet sie leicht.

Übrigens „Auditorium“ ist, wenn wir schon in den Hintergründen wühlen, der eigentlich treffende Name des Vorstandsbüros, dem Ort der Verkündigung. Das spricht natürlich niemand offen aus, feine Gemüter allerdings ahnen diese Bedeutung, wenn da in der Presse von den heiligen Hallen gesprochen wird, eben von den Orten, wo die Großen dieser Welt ihre tiefbraunen Ledersessel plattdrücken.

Die Rede des Dr. Nemo hat nur eine Aussage, eben dies „We are knocking on heaven’s door“. Das war eine Idee der Gebrüder Pazzo, jeweils der HR und der Marketingchef von WMIA Incorporated. Sie sind die Erfinder des Namens des Unternehmens und neuerdings steht dieser Satz ganz oben in der Broschüre, die neuen Mitarbeitern in die Hand gedrückt wird. Beide Herren haben an einem Webinar, also diesen kostenlosen Erheiterungen über Methoden der Menschenführung teilgenommen und nach dem Motto „Ich pick mir da mal was raus!“, fanden sie die Idee, nur diesen einen Satz verlautbaren zu lassen, geradezu genial. Das hat auch den Hintergrund, dass der eine der beiden eine Broschüre über fernöstliches Denken überflogen hat und ganz fasziniert davon war, dass man alles in einem Satz ausdrücken kann. Mantra heißt das oder so ähnlich …

Vero Pazzo, der HR-Chef, für den Namen kann er zwar nichts, aber er macht ihm alle Ehre, ruft freudig aus: „Bravo, es beginnt eine neue Ära der Führung. Werte waren gestern, heute haben wir ein Mantra.“

Die Geburtstagsfeier von WMIA Incorporated ist natürlich ganz anders gestaltet als die herkömmlichen Feiern, auf denen ein grauhaariger emeritierter Ordinarius mit salbungsvollen Worten die Zuhörer überschwemmt.

Der Kommunikationsberater Dr. Nemos, Herr Professor Indifeso hat die Feier gestaltet. Seine Idee: Alle sollen zu Wort kommen, also eine Art Unfeier.

Auf seinen Vorschlag, die Feier im Stuhlkreis stattfinden zu lassen, wurde aber verzichtet, weil das dann doch einige Berater dazu einladen würde, wie in früheren Zeiten des Erwachens von „Wir haben uns alle lieb“ das Häkelzeug mitzubringen und seinen Namen zu tanzen.

Nun, die eigentlich wichtigen Themen des Unternehmens, die Fragen des Übertrumpfens der Natur, der künstlichen Intelligenz, des Verhältnisses zur Politik klopfen an die Tür.

Mal sehen, wer sich traut, die aufzumachen.

Das erfahren wir in den nächsten 100 Jahren … Sorry, wie immer am nächsten Dienstag …



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