Was wichtig ist - Folge 48

Was wichtig ist - Folge 48

Es ist spät am Abend in Los Straneros, dem Verwaltungssitz von WMIA Incorporated. Das Interview findet dieses Mal später statt, so gegen 23.00 Uhr. Dr. h.c. Any Nemo bat darum, da er eine hoch wichtige Sitzung mit der Finanzabteilung hatte.

#WMIA
Podcast, 10. Juni 2018 um 16:00 Uhr in Interview mit Dr. h.c. Any Nemo von Kurt August Herrmann Steffenhagen


Der Interviewer betritt mit der heute nach dem langen Arbeitstag etwas müde wirkenden Elvira das Vorstandsbüro. Auch schöne Menschen werden müde, wobei Elvira eigentlich noch attraktiver ausschaut und ihre Bewegungen in diesem Zustand könnte man sogar lasziv nennen. Diese Interpretation soll hier aber nicht weiter vertieft werden.

Herr Dr. Nemo, der CEO des weltgrößten Unternehmens, WMIA Incorporated sitzt am Schreibtisch und ist wie schon den ganzen Tag in ein Zahlenwerk vertieft.

Nemo: „Bitte noch um einen Moment Geduld.“

Anmerkung des Interviewers: Die Zahlen bilden ja der herrschenden Meinung zufolge das Unternehmen ab. Sie spiegeln es quasi, ja eigentlich sind sie das, worum es geht. Jedenfalls ist das die Meinung der Zahlenexperten und die haben ja schließlich BWL studiert, will heißen, sie können mindestens bis drei zählen.

Die Situation passt zum heutigen Thema. Es soll ja darum gehen, was das „Wichtige“ ist. Auch zur Beantwortung dieser Frage gibt es natürlich Experten, die sogenannten „Wichtigkeitsexperten“.

Experten sind übrigens eine Modeerscheinung. Zu Zeiten als man sich noch beim Barbier nebenbei, also gelegentlich beim Haareschneiden oder der Rasur einen lockeren Zahn ziehen ließ, war diese Sippe noch nicht bekannt. Das mag seine Gründe im mangelnden Marketing haben, vielleicht aber auch darin, dass in jener Zeit das eigene Denken noch täglich geübt wurde.

Bei WMIA Incorporated sind diese Experten ausgesourct, weil die Beantwortung der Frage nach dem, was eigentlich, also nicht vordergründig wichtig ist, nur gelegentlich auf der Agenda steht und außerdem die Antworten dieser Herrschaften den Dr. Nemo immer ganz wuschelig im Kopf machten, also im Kopf vielleicht aber auch auf dem Kopf … vom Haare raufen …

Nemo sagt dann immer: „Was soll das, ich weiß doch, was wichtig ist.“

Na ja, da können wir ja gespannt sein, was das Wichtige ist … oder auch nicht, aber wir wollen ja nicht vorgreifen.

Allerdings, scheint die Frage nach dem Wichtigen existentiell zu sein und wie auf alle grundlegenden Fragen gibt es eine Antwort. Immerhin existiert die Menschheit, die sich diese Frage stellt, ja nicht erst seit gestern.

Wie schon erwähnt, haben die BWL-er dafür eine Antwort. Die Oma Nemos zum Beispiel, um den Expertenkreis zu erweitern, hatte immer für jede Frage Kalenderblätter parat, die sie in einer Schatulle verwahrte.

Nemo braucht wie alle CEOs natürlich diese Experten, da er ja eigentlich seiner Ausbildung nach Pianist ist … also scheinbar, aber nur scheinbar relativ weit weg vom harten Business.

Was allerdings nicht ganz stimmt … in der Musik muss man ja auch nur maximal bis sechzehn zählen können, um dem Takt, also dem Mainstream der Experten und vor allem dem Trommler im Orchester folgen zu können oder zu müssen.

Nemo blickt aus seinem Zahlenwerk auf.

Interviewer: „Sind die Zahlen so wichtig? Ist ein Unternehmen nicht viel mehr als Zahlen, sind es nicht die Menschen, das Umfeld des Unternehmens oder gar die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die wichtig sind … ist nicht das Wichtigste der Mensch, der Mitarbeiter, der Kunde …“

Nemo fällt ihm ins Wort: „Mein Herr,“ und nach dieser etwas geschwollenen Anrede kommt meist nichts Gutes, „mein Herr, am Endes Tages“ … übrigens eine beliebte Floskel im Management, so denkt der Interviewer … „am Ende des Tages zählen die Zahlen, weiter nichts, egal, was man Ihnen erzählt. Das Geschäft muss laufen und schließlich sind wir ja nicht im Ethikunterricht.“

Elvira zieht die Brauen hoch.

Da erscheint der Clown.

Clown: „Alles fit?“

Nemo: „Ja, noch einen Moment. Der Forecast ist gleich fertig und der ist wichtig.“

Clown: „So ist es!“

Dann geht er zum Lichtschalter des Büros und legt ihn um.

Dunkelheit.

Nemos Laptop fällt vom Schreibtisch als er sich im Dunkeln bewegt.

Nemo: „Was soll das?“

Clown: „Was ist Ihnen denn jetzt wichtig?“

Nemo: „Das Licht natürlich!“

Clown: „Und was ist mit den Zahlen?“

Nemo: „Erst mal brauche ich Licht!“

Elvira holt aus ihrer Handtasche eine Taschenlampe und geht zum Lichtschalter. Frauen haben ja immer alles für den Notfall in ihren tiefen Taschen.

Es wurde Licht.

Interviewer: „Clown, Sie machen Streiche!“

Clown: „Nicht wirklich.“

Dr. Nemo und so hat es Tradition in diesen Interviews eilt zum nächsten Termin. Fortunata, seine Gattin rief gerade an und möchte mit ihm ein spätes Mahl einnehmen.

Das ist natürlich wichtig, aus welchen Gründen auch immer.

Elvira begleitet den Interviewer und den Clown zum Fahrstuhl.

Elvira: „So ist denn das Wichtige relativ?“

Clown: „Es ist volatil …“

Interviewer: „Mir wird schwindelig!“

Clown: „Willkommen im Management!“

Wie es weitergeht, in den schwindelerregenden Höhen des Vorstandsbüros von WMIA Incorporated, erfahren wir nächsten Dienstag.

Nur so viel vorab aus den Gedanken des Interviewers: Es wird mal Licht ins Dunkel kommen.
Das ist gewiss!



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