Rüstoptimierung 4.0 – Einsatz von Smart Glasses

Rüstoptimierung 4.0 – Einsatz von Smart Glasses

Eine Rüstoptimierung in der Produktion (SMED) findet im Wesentlichen in 3 Phasen statt.

#leanmagazin
am 30. 11. 2017 in LeanMagazin von Reinhard Ulbrich


Analyse-Phase

In dieser Phase wird die IST-Situation meist in Form einer Videoaufzeichnung erfasst und ausgewertet. Dabei werden Schwachstellen aufgedeckt bzw. Potentiale identifiziert. Um gute Ergebnisse zu erzielen, sollten die betroffenen Mitarbeiter unbedingt eingebunden werden. Das liefert ihnen die nachvollziehbaren Warums und fördert die Akzeptanz in Bezug auf Veränderungsmaßnahmen.

Gestaltungs-Phase

Für die gemeinsam entdeckten Schwachstellen werden Verbesserungsideen gesammelt und geeignete Lösungen abgeleitet. Auf dieser Basis wird der Rüstprozess, insbesondere seine Ablaufschritte, neu gestaltet. Es entsteht der SOLL-Rüstplan. Ergänzend dazu werden i.d.R. Hilfsmittel entwickelt, um einen guten Ablauf zu unterstützen. In den meisten Fällen ergibt sich die Notwendigkeit, einen Rüstwagen zu gestalten. Mit diesem sollen Rüstteile und Werkzeuge im Best Point bereitgestellt werden. Auf diese Weise gelingt es, Wege, Handling und Suchvorgänge stark zu reduzieren. In den meisten Fällen kann man eine Zeitersparnis von ca. 30% erwarten.

Umsetzungs-Phase

Während die Anwendung von neuen technischen Hilfsmittel meist ohne Schwierigkeiten funktioniert, ergeben sich beim Umsetzen und Einhalten der neu festgelegten veränderten Abläufe größere Hürden. Das hat zwei Gründe:

  1. Routinierte Werker müssen „eingefahrene Gleise“ verlassen
  2. Neue Arbeitsschritte und Handgriffe müssen erlernt werden

Je nach Umfang der Rüstaufgabe kann die Lern- und Umgewöhnungsphase relativ lange dauern. Das angestrebte Rüstzeitreduzierungsziel muss daher mühsam erkämpft werden. Leider kommen im Alltag auch immer wieder Abweichungen vom SOLL-Rüstplan vor, die zu Problemen wie Nacharbeit und vermehrtem Ausschuss führen. An dieser Stelle entsteht i.d.R. der Wunsch, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um schneller und sicherer ans Ziel zu kommen. Die klassischen sind:

  • klar strukturierte Rüstpläne einsetzen,
  • gute Visualisierungen an der Anlage vornehmen und
  • hilfreiche Checklisten in Papier oder digitaler Form nutzen.

Durch den Einsatz von sogenannten Smart Glasses ergeben sich interessante neue Möglichkeiten. Der Werker setzt Smart Glasses, sprich eine Datenbrille, auf und bekommt den Rüstablauf schrittweise auf das Display der Brille eingeblendet. Mit jeder Erledigt-Bestätigung fordert er die nächste Sequenz von Schritten an. Auf diese Weise wird er sicher durch den Prozess geführt. Texte können problemlos durch Bilder unterstützt werden.

Die Datenbrille bringt eine Reihe von Vorteilen:

  • Das Lernen wird unterstützt und damit verkürzt
  • Fehler und deren Folgen werden vermieden
  • Werker mit geringerer Befähigung können rüsten
  • Beidhändiges Arbeiten ist jederzeit möglich
  • Rüstpläne können, auf jeden Rüstfall abgestimmt, leicht eingespielt werden

Auch negative Aspekte sollten erwähnt werden. Es besteht die Gefahr, dass Werker zum sturen Abarbeiten erzogen werden und möglicherweise einen Teil ihrer Befähigung verlieren. Vielleicht wird auch ein KVP-Prozess ausgebremst, weil man einen einmal definierten Pfad immer wieder durchläuft und nichts Neues mehr entdeckt. Beides lässt sich vermeiden, wenn man einsichtsvoll mit dem Thema umgeht.

Fazit: In einem anspruchsvollen Rüstfall sind Smart Glasses eine lohnenswerte Unterstützung, um Potentiale bestmöglich und schnell auszuschöpfen. Ergänzend zur professionellen Rüstoptimierung macht dieser Schritt der Digitalisierung wirklich Sinn.



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