Klugheit und Kunst ... Folge 151
oder ... "Ut sementem feceris, ita metes!"
Heute gibt es zwei Protokolle zu Begegnungen im Vorstandsbüro von WMIA Incorporated.
Sie gehören zusammen, sind jedoch zeitlich versetzt und außerdem sehr anders, unterschieden voneinander …Die eine Begegnung ist die des Dr. Nemo mit seinem Beraterstab und die andere ist die mit seiner Frau Fortunata.
Beide Begegnungen sind sprachlich nicht einfach oder vielleicht sogar gar nicht zu erfassen. Die eine, die mit den Beratern macht eher sprachlos und die andere, die mit Fortunata, berücksichtigt nicht mehr die Grenzen der Sprache insbesondere auch nicht die des herkömmlichen Denkens, das hilflos vor der Lebendigkeit dieser Welt steht, sie zu verstehen sucht und etwas ausblendet … aber wir wollen nicht vorgreifen …
Eine Übersetzung der verschiedenen Sprachen, die in diesem Interview verwendet werden, in eine Eindeutigkeit, die dem Hörer das Denken erspart, wird nicht mitgeliefert … sie ist auch nicht möglich … der Text, um den es geht, steht zwischen den Zeilen oder ist in den Pausen zwischen den Worten, die Sie hören, zu erspüren … der Interviewer hat dies nur aufgezeichnet … und doch ist da eine Message to whom it may concern … fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker und für etwaige Nebenwirkungen nach dieser Lektüre. WMIA Incorporated, das größte Unternehmen der Welt übernimmt hierfür wie immer keine Verantwortung … und beim Callcenter sind Sie sicher in der Warteschleife.
Begegnung Nummer Eins:
Weißes Licht, Flipchart, bunte Aktendeckel vor und auf den Tischen, Klimaanlage, Smartphones und Nadelstreifen.
Die Frage, um die es in der Sitzung geht, spielt eigentlich keine Rolle. Die Berater referieren ihre Benchmarks und die sogenannte Erfahrung.
Nemo lehnt sich zurück.
Nemo: „Interessant, was Sie sagen. Was sind denn nun die Unterschiede Ihrer Sichtweisen?“
Das ist natürlich eine Steilvorlage für die Profilierung der Herren und einer Dame.
Berater 1: „Wir wissen …“
Berater 2: „Aber nein, wir kennen…“
Berater 3: „Aber wir…“
Der Rest ist geschenkt.
Interessant ist die Reaktion von Dr. Nemo. Er wirft einen Gedanken in die grauschläfige Runde.
Verkürzt lautet er: „Was wäre, wenn es kein „Aber“ gäbe, was wäre, wenn es …“
Berater 4: „Das „Aber“ ist das, womit wir uns voneinander unterscheiden.“
Nemo geht zum nächsten Termin.
Das zweite Protokoll ist eine Begegnung von Dr. Nemo mit seiner Frau Fortunata.
Nemo berichtet ihr von dem Treffen, immerhin ist sie seine Vertraute und sie ist Künstlerin.
Fortunata: „Deine Berater sind kluge Leute. Nur, sie drehen sich um sich selbst. Nähmst Du ihnen das „Aber“ in ihren Auseinandersetzungen, bedeutet das für sie eine intellektuelle Nahtod-Erfahrung. Sie definieren sich nicht an der Sache, sondern durch ihre Unterschiedlichkeit. Sie sehen nur sich selbst, ihre Thesen und vergessen den Zusammenhang.“
Nemo: „Wie meinst Du das?“
Fortunata: „Es sind die Kontexte, in denen Antworten gefunden werden müssen. Deine Berater wollen etwas anders als bisher machen … nur, sie erreichen meist nur einen Pyrrhussieg.
Nemo: „Klär mich auf!“
Fortunata: „Der Ausdruck geht auf König Pyrrhos I. von Epirus zurück. Dieser soll nach seinem Sieg über die Römer einem Vertrauten gesagt haben: „Wenn wir die Römer in einer weiteren Schlacht besiegen, werden wir gänzlich verloren sein!“
Nemo: „Siegen ist doch wunderbar…“
Fortunata: „Siegen ist ein Handwerk. Etwas bewirken ist eine Kunst.“
Nemo: „… und was ist Kunst im Gegensatz zu klugen Spielereien?“
Fortunata: „Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen. Um Dir ein Beispiel zu geben: Es gibt Maler, die die Sonne in einen wunderschönen gelben Fleck verwandeln. Es gibt aber andere, die dank ihrer Kunst einen gelben Fleck in die Sonne verwandeln können.“
Nemo: „Mmmh…!“
Nemo muss zum nächsten Termin und es bleiben viele Fragen offen.
Wie es weitergeht mit WMIA Incorporated, erfahren wir wie immer am nächsten Dienstag ...
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