In bester Gesellschaft ... Folge 153
oder ... "Scio me nihil scire"
Der Wunsch, für alles eine Lösung zu finden, ist wohl so alt wie die Menschheit. Meist wurde sie auch gefunden.
Allerdings ist es heute nicht mehr so aussichtsreich, Antworten auf die Fragen der Wirtschaft, der Zusammenhänge, Konsequenzen und was auch immer zu entdecken ...
Die Welt ist nicht nur schneller geworden, sondern wie es scheint auch unberechenbarer. Viele nennen diese Situation Komplexität und bieten Methoden an, um noch einen Zipfel davon zu retten, dass es doch möglich ist, alles in den Griff zu bekommen.
Der Glaube daran, dass man alles berechnen und beeinflussen, schlussendlich alles wissen kann, stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Immerhin hängt an dieser Idee ein ganzes Weltbild, eine Art zu denken und diese Art zu denken zu hinterfragen, womöglich sie infrage zu stellen, wäre so, als hielte man dem Teufel das Kreuz vor oder etwas irdischer mit Goethes Worten gesagt: „Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.“
Man könnte in diesen Zeiten an den Satz des Sokrates denken, der da sagte: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“
Das allerdings ist nicht unbedingt eine Äußerung, die man einem Topmanager zuschreiben könnte und schon gar nicht Herrn Dr. Nemo, dem CEO von WMIA Incorporated.
Aber vielleicht trifft der Satz des Sokrates doch zu, vielleicht ist er nur anders zu verstehen und ist womöglich sogar nie verstanden worden.
Einstein hätte dazu gesagt, man könne nur dann etwas verstehen, wenn man sein Denken ändert. Wir werden sehen ...
Nemo sucht Antworten auf die Volatilität der Wirtschaft, immerhin rüttelt es an den Pfeilern seines Unternehmens!
Die Gesellschaft, die Dr. Nemo im Vorstandsbüro zu diesem Anlass um sich versammelt hat, ist hochkarätig.
Der Interviewer erspart sich Namensnennungen und auch die Thesen bedürfen eigentlich keiner Erwähnung, sie sind hinlänglich bekannt. Es geht da um Beta-Welten, Punkt-sowieso-Organisationen und solche schlauen Dinge.
Die Sitzung dauerte den ganzen Tag. Nemo ist müde.
Nemo: „Meine Damen und Herren, herzlichen Dank für heute!“
Dann geleitet er die Gelehrten hinaus und fällt erschöpft in seinen braunen Ledersessel.
Verblieben im Büro sind Elvira und der Mönch Andrea.
Andrea: „War anstrengend heute?“
Nemo: „Anstrengend war es nicht mit den Herrschaften, es war ermüdend.“
Andrea: „Waren doch interessante Überlegungen …“
Nemo: „Es war mehr vom Gleichen, alter Wein in neuen Schläuchen … New Work zum Beispiel.“
Andrea: „Du meinst, die Berater wissen genauso wenig wie wir?“
Nemo: „Sokrates hat es ja schon gesagt: „Ich weiß, dass ich nichts weiß!“
Andrea: „Sokrates meinte nicht, dass er nichts weiß ... was letztlich Unsinn ist, denn wenn er nichts weiß, kann er auch nicht wissen, dass er nichts weiß …
Aber über diese eigentlich logische Betrachtung geht man ja gern hinweg.“
Interviewer: „Mmmh …!“
Nemo: „Und was bedeutet das?“
Andrea: „Sokrates bezog sich auf das Wissen über die Tugenden des Menschen und die Erfahrung. Aber das Nichtwissens auszuhalten, bedarf es der Demut … jedenfalls in unserem Glauben.“
Nemo: „Willst Du damit sagen, dass die Erfahrung des Nichtwissens auch in unseren Wissenschaften angekommen ist?“
Andrea: „Der Wissenschaftler könnte erkennen – und damit wäre er in bester Gesellschaft - dass er mit seinem Latein am Ende ist …
Sokrates bezeichnet genau dieses Ende mit seinem viel zitierten Satz.“
Nemo: „Und nun?“
Interviewer: „Was meinst Du dazu, Elvira?“
Elvira: „Ihr Manager wollt immer alles wissen und erklären. Dabei ist es wie in der Liebe. Das Schöne liegt darin, nicht zu wissen was kommen wird!
Nemo wollte noch sagen: „Business is no kissing game!“, aber dann musste er – wie immer - zum nächsten Termin.
Wie es nach diesem Ausflug ins Denken mit Dr. Nemo weitergeht, erfahren wir - wie immer - am nächsten Dienstag ...
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