Eine Homestory - Folge 7
Im Folgenden hören Sie einen weiteren Interview-Mitschnitt mit dem CEO der WMIA Incorporated, Herrn Dr. h.c. Any Nemo. Heute befinden wir uns im Ferienhaus von Dr. Nemo...
Es ist schon eine besondere Ehre, vom CEO des weltgrößten und mehr oder weniger erfolgreichsten Unternehmens der Welt in sein Ferienhaus eingeladen zu werden.
Häuser sind ja steinerne Visitenkarten, wenn sie nicht gerade aus den Ideen eines aktuellen Designers und Innenarchitekten eine gewisse Beliebigkeit beziehen.
Dr. Nemo ist da von einem anderen Schlage. „Ich habe dieses Haus selber entworfen und alles, was Sie dort finden werden, ist meine Idee.“
Elvira lächelte. Ein Lächeln, das nur Frauen beherrschen, wenn sie Männern, jedenfalls solchen, die noch Wert darauf legen, echte Kerle zu sein, lauschen.
Zum Ferienhaus flog man vom firmeneigenen Flugplatz.
Die Maschine, die die Passagiere die 300km in der Zeit, in der man normalerweise in einer Szenebar in Dortmund auf ein Bier wartet, zum Ziel bringen würde, war eine zweistrahlige 5-sitzige Cessna Citation Mustang, ausgestattet mit zwei Pratt & Whitney PW615F-A, deren Schub zu beherrschen, die Erfüllung aller Träume eines 5-jährigen unterm Weihnachtsbaum weit übertreffen würde und für dessen Erlebnis von Macht auch heute noch alle Weihnachtskekse unbeachtet bleiben würden.
Der kleine Jet darf auch von einem Piloten allein geflogen werden, also ganz nach dem Geschmack von Dr. Nemo. Er hat natürlich eine Pilotenlizenz, jedenfalls für Flugzeuge, sogar eine IFR-Lizenz, Instrumental Flight Rules, das heißt, er darf auch bei Nebel fliegen. Also, er fliegt wie immer selbst… sozusagen himself… eine englische Version des „Ich mach es selbst“, die an Eindeutigkeit nichts vermissen lässt… und die gilt auch im Nebel oder „egal, was kommt, we make it all“, WMIA Inc…
Husch ins Flugzeug, welch Luxus… kein Warten, Schlange stehen und Elvira nahm wie selbstverständlich ihren gewohnten Platz auf einem schon fast als lasziv zu bezeichnenden rosa Ledersessel ein und schlug ihre langen Beine so gekonnt übereinander, das dem Interviewer alle in diesem Falle naheliegenden Sünden dieser Welt einfielen.
Dr. Nemo sitzt im Cockpit.
Interviewer. „Haben Sie keinen Copiloten?“ Eine berechtigte Frage, jedenfalls aus der Sicht eines normalen Menschen, der Jets eigentlich nur aus dem Flug nach Malle kennt oder sonst wohin ans Mittelmeer.
Nemo: „Da, wo der Copilot früher saß, liegt heute meine Mütze…“
Letztere Bemerkung… so denn sie einen realen Bezug aufs Management hat… würde bedeuten, dass alle Ideen zur Delegation, Mitverantwortung und was auch immer erfunden wurde, gleich ins Antiquariat des Buchhändlers um die Ecke geschickt werden könnten…
Aber wir fliegen hier ja nur und auf dem Jet steht das Firmenzeichen von WMIA und sind auf dem Wege zum Ferienhaus des CEO, da kann man ja schon mal Fünfe gerade sein lassen.
Dr. Nemo kreiste vor dem Anflug auf den Privatflugplatz über das Anwesen.
Zwölf Straßen, einem Uhrenzifferblatt gleich, führten, so kann man es von oben erkennen, sternförmig zum Haus.
Dr. Nemo: „Wir gehen mit der Zeit. Uns schlägt immer die berühmte Stunde auf dem Wege, wohin wir wollen“, dabei lachte er, kippte in eine Steilkurve, ging in einen Sturzflug und fuhr in letztem Moment das Fahrwerk aus.
„Na Gott sei Dank, Bodenberührung“, dachte der Interviewer… Wenn er sich da nicht mal irrt…
Das Haus des Dr. Nemo hat keine Fenster. Anstelle dessen werden in fensterähnlichen Rahmen Videoanimationen gezeigt, links das Nordkap, rechts das Mittelmeer, hinter einem die Alpen, unterbrochen von Werbeclips über WMIA Inc. und auf Knopfdruck gab es alle Anblicke dieser Erde auch in 3D und mit entsprechendem Duft der großen weiten Welt.
„Die Welt von morgen“, schmunzelt Dr. Nemo,
“…heute schon in meinem Haus.“
Elvira kümmert sich um das leibliche Wohl, also erst mal einen Espresso. Die Küche des Hauses ist voll digitalisiert. Ein Roboter Punkt 4 XfürU macht nach genau programmierter Anleitung einen Espresso.
Wir haben die Arbeitsteilung auf die Roboter übertragen,“ sagt Nemo, „das geht einfacher als bei Menschen.
Elvira griff dann doch in die Zubereitung ein, sie ist eben eine Feinschmeckerin des Lebens und so sagte sie: „Ein bisschen Handarbeit muss sein, sonst schmeckt der Espresso nicht.“ Dann drehte sie sich zum Interviewer und blickte ihm tief in seine Augen… „Boah ey“, dachte der Interviewer… Allerdings stellte es sich heraus, dass sie in den sich spiegelnden Gläsern seiner Sonnenbrille nur den korrekten Sitz ihres Make-up kontrollieren wollte.
Man war frisch gestärkt und Dr. Nemo meinte launig: „Ich zeige Ihnen jetzt mal unser Incentive-Programm. Das Domizil teile ich natürlich mit meinen besten Mitarbeitern. Diese Woche sind die Verkäufer hier.“
Im Garten ist ein überdimensionales Schachbrett auf den Rasen gelegt.
Auf ein Zeichen des bereits bekannten Tanzmeisters Knaak, um dessen fette Hüften sich sein Frack so herrlich schmiegt, flatterten jeweils 16 Damen und Herren, verkleidet als Schachfiguren auf den Rasen.
Wir verbinden das Vergnügen, hier zu sein, natürlich mit einem Zweck. Das ist ein Assessmentcenter. Man spielt solange, bis einer übrigbleibt.
„Worauf kommt es denn bei diesem Spiel oder Assessment an?“, fragt der Interviewer.
Keine Ahnung. Wichtig ist, dass wir einen auswählen, der stark genug ist. Wer übrig bleibt, ist King… Sie können doch Schach spielen, oder?
„Mmmmh“ verkniff sich der Interviewer.
„Apropos Verkäufer, darf ich sie am nächsten Dienstag zur gewohnten Stunde einmal über Ihren Verkauf interviewen?“
Dr. Nemo: „Selbstverständlich, Sie werden erstaunt sein, wie erfolgreich wir sind.“
Der Interviewer fuhr dann mit dem Auto nach Hause. Elvira begleitete ihn. Eine schöne Geste, sonst ging ja man nur die paar Schritte gemeinsam zum Fahrstuhl.
Sie schlief während der Fahrt. Eine perfekte Assistentin, denn sonst reden Damen den Herren ja immer wegen ihrer Fahrweise dazwischen.
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