Dr. Nemo und die Angst - Folge 51

Dr. Nemo und die Angst - Folge 51

Um die mächtigen und reichen Menschen dieser Welt ranken sich viele Geschichten, erfundene und solche, die der Realität nahekommen. Dr. Nemo, der CEO und Miteigentümer von WMIA Incorporated gehört zu diesem Genre.

#WMIA
Podcast, 10. Juni 2018 um 16:07 Uhr in Interview mit Dr. h.c. Any Nemo von Kurt August Herrmann Steffenhagen


Würde man ihn fragen, wieviel Reichtum in Geld, Immobilien oder Shares von Unternehmen er besitzt, er könnte darauf keine genaue Antwort geben.
Das ist typisch für diese Kreise, die von dem, was die meisten Normalbürger treibt, nämlich der Broterwerb bis zur Rente, ziemlich unbeeinflusst sind. Man hat halt Geld seit Generationen und in der Zukunft.

Existenzangst oder Sorge in materieller Hinsicht ist somit fehl am Platze. Man könnte allerdings meinen, dass auch diesen Menschen nichts Menschliches, und dazu gehört auch die Angst, fremd ist.

Eines ist in diesem Bereich menschlichen Lebens sicher: Angst haben wir alle. Der Unterschied liegt nur in der Frage wovor …

Jedenfalls ist die Angst ein gelegentlicher Begleiter aller Menschen.

Wie es damit nun im Olymp des Dr. Nemo ausschaut, erfahren wir gleich im Interview.

Der Interviewer wird wie immer von Elvira im Vorzimmer des Vorstandsbüros empfangen. Sie trägt heute ein grünes Gewand, grün die Farbe der Auferstehung und der Hoffnung. Wobei die Farbgebung und der Schnitt des Kleides gar nicht nötig wäre … wer eine so schöne Frau sieht, dem fahren alle guten Geister des Lebens in die Glieder. Diese Beschreibung ist zwar ein schönes aber in diesem Zusammenhang wohl abseitiges Thema.

Dr. Nemo empfängt den Interviewer mit seinem strahlenden Lächeln … irgendwie erinnert es an Zähne blecken, wenn auch nicht offensichtlich. Im Märchen Rotkäppchen und der Wolf mag dieses weiße Zähne zeigende Lächeln wohl den tödlichen Irrtum von Rotkäppchen noch mehr befördert haben.

Dr. Nemo reicht dem Interviewer die Hand. Eine Ehre … obwohl der Interviewer sich nicht des Gedankens erwehren kann, nach dem Händedruck seine Finger nachzuzählen. Tut er aber nicht, er ist ja höflich.

Nemo: „Was wollen Sie heute wissen?“

Der Interviewer hat sich zum Thema Angst sehr gut vorbereitet. Es wäre falsch, so dachte er, gleich mit dem Thema ins Haus zu fallen. Der Ängstliche wird kaum seine Angst zugeben, zumal in einer solchen Position. Die Massen wollen Helden und Helden haben gefälligst keine Angst. Die da oben stehen haben eine beträchtliche Fallhöhe, so nennt man gemeinhin die dünne Luft ganz oben auf der Karriereleiter und jeder wartet drauf, dass sie stürzen … eigentlich ist das vorprogrammiert.

Wie es scheint, gilt das nicht für Dr. Nemo.

Also beginnt der Interviewer mit einem rhetorischen Schlenker.

Interviewer: „Machen Sie den Menschen nicht Angst mit Ihrer Macht?“

Nemo: „Der Fuchs bellt nicht, wenn er das Lamm stehlen will. Wir sagen nie, was wir vorhaben, aber wir wissen, was wir wollen. Sie kennen Rotkäppchen und der Wolf?“

Nun diese Anspielung hatten wir schon, denkt der Interviewer, außerdem findet er jetzt den Zeitpunkt für gekommen, über die Angst des Dr. Nemo zu sprechen.

Interviewer: „Wovor haben Sie Angst, ich meine Sie, Herr Dr. Nemo, persönlich?“

Nemo: „Ich habe keine Angst.“

In dem Moment erscheint der Clown.

Clown: „Sie haben keine Angst?“

Nemo: „Nein, Angst kann ich in meiner Position nicht gebrauchen. Mag sein, dass andere Menschen Angst haben. Wir machen sogar Geschäfte mit der Angst, mit der Angst vor Ungewissheit. Unsere Firmen, die Versicherungen verkaufen, sind hoch profitabel.“

Clown: „Wie kann es sein, dass Sie keine Angst haben?“

Nemo: „Ich halte es mit Shakespeare, der den Cesar sagen ließ: Lasst wohlbeleibte Männer um mich sein, mit glatten Köpfen, die des Nachts gut schlafen. Wer ängstlich ist, der denkt zu viel, die Leute sind gefährlich.“

Interviewer: „Mmmh …“

Clown: „Sie meinen Ihren wohlbeleibten Stab um sich herum?“

Nemo: „Ja, meine Vorstandskollegen sind ehemalige Generäle. Ihre Tapferkeit kennt keine Angst.“

Clown: „Vielleicht ist es just das, was Ihnen fehlt … ohne dass Sie es merken … die Angst, die Schwester der Tapferkeit …“

Dr. Nemo muss wie gewohnt zum nächsten Termin aufbrechen.

Elvira begleitet den Interviewer und den Clown zum Fahrstuhl.

Interviewer: „Hat sich Dr. Nemo mal zu dem Clown geäußert? Ich meine, der ist ja manchmal ganz schön spitz in seinen Worten.“

Elvira: „Wenn sie es nicht verraten, dass Sie dies von mir haben … Dr. Nemo will den Clown zu seinem persönlichen Berater machen, Coach nennt man das wohl.“

Was sich Dr. Nemo bei diesem überraschenden Vorhaben wohl gedacht hat und wie der Clown darauf reagieren wird, erfahren wir nächsten Dienstag …



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