Die Überraschung - Folge 53

Die Überraschung - Folge 53

Es war ja die offene Frage, ob sich Dr. h.c. Any Nemo, CEO von WMIA Incorporated und damit des größten Unternehmens der Welt, von einem Clown beraten lässt. Das wäre schon eine Überraschung.

#WMIA
Podcast, 10. Juni 2018 um 16:11 Uhr in Interview mit Dr. h.c. Any Nemo von Kurt August Herrmann Steffenhagen


Wirft man einen Blick auf die Berater der Weltunternehmen kann man eigentlich überall sehen, dass die CEOs ja Berater aus den wohlbestallten Beratungsunternehmen, allen voran Mc WKIA Incorporated also von „We Know It All“ und ihren Terrabytes an Datenbanken und „Best Practice Informationen“ haben. Das ist immer gut und vor allem, es ändert eigentlich nichts, was deshalb wie geschmiert läuft und die Funktion eines Feigenblattes hat. Gelegentlich hält man sich ein paar Wirtschafts-Eunuchen mit Professorentitel und angeschlossenem Institut für die Erforschung der Zukunft der Wirtschaft in der Zeit von Universum 4.0 oder ein paar Vorstands-Rentner oder auch gescheiterte Politiker.

Mit von der Partie sind manchmal auch ein paar versponnene Philosophen und Sozialpädagogen oder sonstige Phantasten über das Wohlergehen der Menschheit.
Aber … ein Clown?

Nun, der Clown hatte ein Privatissime mit Dr. Nemo und erzählte dem Interviewer über den Verlauf dieses Gesprächs. Hier ist ein kurzes Gedächtnisprotokoll:

Nemo: „Was können sie mir an Rat geben?“

Clown: „Nichts!“

Nemo: „Was ist dann Ihr Wert?“

Clown: „Ich nehme Ihnen wie gesagt etwas weg, wenn Sie gestatten?“

Nemo: „Ich denke, ein Berater hätte was zu geben?“

Clown: „Mag sein, jedenfalls die Berater, die Sie kennen.“

Nemo: „Was bekomme ich für das, was ich weggebe, mal wirtschaftlich gedacht?“

Clown: „Sie bekommen, was Sie schon haben, jedenfalls eigentlich…“

Nemo: „Sie machen Ihrem Namen Clown ja alle Ehre, Sie machen Witze…!“

Clown: „Ich meine damit, dass Sie entdecken, was Sie eigentlich schon haben und wofür Sie bezahlt werden.“

Nemo: „Was meinen Sie damit?“

Clown: „Ich meine damit, dass Sie selber denken können und nicht alles nachplappern, was man Ihnen erzählt.“

Wäre dies ein Boxkampf, so könnte man sagen, dass Nemo damit ziemlich angezählt war.
Der Clown hat Nemo an der Ehre gepackt, sanft und wenn auch die Ehre bei manchem CEO nur daraus besteht, dass er sein Ego retten will, salopp gesagt: „He wants to save his ass.“

Dieser Streich ist gelungen.

Nemo: „Ok, Deal …“

Die Überraschung ist, dass der Clown jetzt im Geschäft ist oder sagen wir besser, er ist im Spiel.
Aber es sollen noch mehr Überraschungen kommen. Wir werden sehen.

Nemo sitzt an seinem Schreibtisch und blättert in einer Mappe.

Elvira sitzt auf ihrem Lieblingsplatz, der Fensterbank mit dem Blick auf alle sieben Weltmeere. Ihre Beine sind übereinandergeschlagen, so wie es nur Damen vermögen und eine ins laszive mündende Betrachtung geradezu unvermeidlich ist. Würde man diese Göttin vor dem gleißenden Meer weiter beschreiben, bekäme das Interview einen ganz anderen Charakter, sicher reizvoll, aber im Vorstandsbüro wird ja heute mal gearbeitet …

Der Clown betritt mit dem Interviewer das Büro.

Nemo schaut auf. „Schön, dass Sie da sind. Ich habe ein Problem.“

Clown: „Ach, ist das so?“

Der Interviewer denkt, dass der Clown diese stereotype Bemerkung sich eigentlich schenken könnte. Aber wie wir sehen werden, hat das eine Bedeutung, auch die ständige Wiederholung dieser Clownfrage. Doch zunächst weiter im Text.

Nemo: „Ich muss eine Vorstandsposition neu besetzen.“

Clown: „Warum müssen Sie denn die Auswahl treffen?“

Nemo: „Weil wir das schon immer so gemacht haben. Der Chef wählt aus.“

Clown: „Ach, ist das „Weil wir das schon immer so gemacht haben!“ der Grund?“

Gedanken des Interviewers: „Selbst einem nur marginal Gebildeten dürfte bei dieser Antwort auffallen, dass die ständige Wiederholung eines Verhaltens mit der Begründung aus der Historie nun wirklich nicht der Grund sein kann, dies immer wieder zu tun.“

Nemo runzelt die Stirn.

Elvira schmunzelt und der Interviewer blickt gespannt.

Und was passiert?

Es ist wie immer.

Dr. Nemo muss, wenn es spannend wird, zu einem Termin.

Elvira, der Interviewer und der Clown verlassen das Büro und gehen zum Fahrstuhl.

Elvira: „Clown, warum fragen Sie Nemo immer „Ach, ist das so?“

Clown: „Warum fragen Sie?“

Elvira: „Weil es irgendwie auffällig ist und Nemo mich schon danach gefragt hat.“

Clown: „Es ist eine sogenannte Intervention.“

Interviewer: „Mmhh …“

Was es mit dieser Intervention auf sich hat und warum Dr. Nemo immer, wenn es spannend wird, irgendwo oder irgendwie ausreißt, erfahren wir nächsten Dienstag …



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