Die Farbe der Unschuld ... Folge 127

Die Farbe der Unschuld ... Folge 127

oder "Qui sine peccato est, primus lapidem mittat."

Es liegt nahe, die Frage nach der Schuld im Handeln zu stellen, wenn man sich mit den Großen dieser Welt beschäftigt, wie hier der Interviewer mit Dr. Nemo, dem CEO von WMIA Incorporated, dem größten Unternehmen der Welt.

#WMIA
Podcast, am 21. 01. 2019 in Interview mit Dr. h.c. Any Nemo von Kurt August Hermann Steffenhagen


Schuld? Ja, weil es schon Dinge gibt, die passiert sind und passieren, an denen über den Begriff der Verantwortung hinaus, der ja im Management geregelt ist - die entsprechenden Freifahrtscheine davon stellt ein gewandter Anwalt aus – etwas gibt, dessen man sich schuldig machen kann.

Um nicht in Moralin zu versinken … es gibt so etwas wie Anstand, übrigens ein aus der gern behaupteten „Menschlichkeit“ im Unternehmen abgeleiteter Begriff, also Anstand, die Minimalposition im Verhalten dem Einzelnen und der Gesellschaft gegenüber … und daran kann man sich sehr wohl vergehen.

Die Frage nach der Unschuld, die in diesem Zusammenhang im Raume steht, fällt einem spontan in dieser Gesellschaft noch nicht einmal ein.

Nun ist die Frage nach der Farbe der Unschuld längst beantwortet, sie ist weiß. So nicht zufällig weiß wie die feinen Westen der hohen Herrschaften oder ihre weißen Kragen. Wie es nun um die Unschuld des Dr. Nemo nebst Kollegen steht, werden wir sehen.

Im Vorstandsbüro des Dr. Nemo treffen sich der Marketingchef, Herr Dr. Sognatore, der Chefjurist, Dottore Astuzia, Elvira die Assistentin, Fortunata, die Ehefrau Nemos und der Mönch Andrea, der in letzter Zeit häufiger zugegen ist, immerhin zählt er zum engen Familienkreis. Die Gegenwart der Geistlichkeit am Hofe der Herrschenden hat ja Jahrhunderte alte Tradition … ob dadurch die Hände der Macht reiner gewaschen werden, lassen wir mal dahingestellt.

WMIA Incorporated ist mal wieder in den Schlagzeilen. Das Unternehmen ist mit einem Produkt auf dem Markt, das nur deshalb hoch profitabel ist, weil es niedrig bezahlte Menschen ausbeutet, die Umwelt zerstört und da gäbe es noch mehr zu sagen … harter Tobak ... so könnte man meinen.

Marketingchef Sognatore: „Wir kriegen das schon hin. Die Öffentlichkeit, die uns gerade verdammt, hat ein kurzes Gedächtnis … wir sitzen das einfach aus. Wir sagen nichts, weil die Beschäftigung mit dem Thema es nur noch mehr in den Fokus rückt.“ Sognatores Mimik gleicht der einer Holzpuppe, „Marketing“, so sagte er einmal „ist das Schwimmen auf der Schwarmdummheit … meet the client at his world“. Dann nippte er an einem grünblauen Ginseng Smoothie, der Männern seines Alters die Manneskraft erhalten soll … übrigens ein Marketing Gag … aber das gehört hier nicht her … und überhaupt …

Fortunata, die Malerin, eine Feinsinnige, ein Medium zur Welt des nicht Greifbaren, der Reinheit, der unbefleckten Quellen der Kreativität dreht sich wie immer eine Zigarette, nimmt einen tiefen Zug und geht auf Nemo zu: „Nemo, was Ihr da tut, ist unanständig!“. Dann setzt sie sich, drückt ihre halbe Zigarette aus und blickt ins Leere.

Anwalt Astuzia: „Wir haben eine weiße Weste, was wir tun, entspricht den Gesetzen.“

Elvira: „Ja ja … die Farbe der Unschuld, sie ist weiß?“

Apropos Elvira … das Thema der Unschuld ist nicht unbedingt das ihre … was übrigens ihren Reiz ausmacht, jedenfalls in den Augen ihres Geliebten, des Interviewers.

Man sollte Elvira nicht unterschätzen, gerade in den Kernthemen des Menschelns.

Elvira: „Die Farbe der Unschuld ist rot, Dottore Astuzia!“

Astuzia: „Wie das?“

Elvira: „Kommen Sie mal nach Napoli und schauen auf die Bettwäsche am ersten Morgen danach …“

Nemo ist amüsiert über diesen Zwischenruf.

Nemo: „Kommen wir zurück zum Thema. Ja, das, was wir tun, ist unanständig.“

„Donnerwetter!“, denkt der Interviewer, „Nemo räumt seine Unanständigkeit ein …“

Nemo: „So what! So handeln doch alle in unserem Geschäft und außerdem: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein.“

Dieser von ihm zitierte Satz Jesu aus dem Johannesevangelium ist jedenfalls für ihn eine Generalamnestie. Gleich muss er übrigens wieder zum nächsten Termin.

Der Mönch Andrea, der bisher still dem zuhörte: „Nemo, dies Zitat steht Dir nicht zu. Es waren die Worte Jesu. Für Dich gelten wohl die Worte Shakespeares: Nicht durch die Schuld der Sterne, also weil es so ist, lieber Brutus, nein, durch eigne Schuld nur sind wir Schwächlinge.“

Nemo raunzt noch im Weggehen: „Wo gehobelt wird, da fallen Späne!“

Der Interviewer geht mit Elvira den Flur zum Fahrstuhl entlang. Orangen fallen Lichtstrahlen aus dem Himmel über Los Straneros.

Die Farbe der Unschuld? Wer sie denn sieht, wird uns davon berichten …

Wie es weitergeht mit WMIA Incorporated, erfahren wir wie immer nächsten Dienstag.

Doch halt: Die Unschuld hat wohl keine Farbe, sie ist wie ein Stern, sie weist den Weg, den Weg der Reflexion des eigenen Handelns.



Kommentare

Bisher hat niemand einen Kommentar hinterlassen.

Kommentar schreiben

Melde Dich an, um einen Kommentar zu hinterlassen.

Teilen

Weitere Inhalte