
Der einäugige König ... Folge 110
Es sind nicht nur die dunklen Abende des Winters, die den Gedanken manchmal Tiefe geben, es ist der späte Nachmittag des frühen Herbstes, den Nemo suchte und er ist nicht allein.
Fortunata, seine Frau sitzt ihm gegenüber. Fortunata, der Gegenentwurf zum gradlinigen Dr. Nemo ...
Daneben ruht auf dem Tisch eine leicht gebräunte Hand, die Hand des Herrn mit dem feinen weißen Hemd aus ägyptischer Baumwolle. Letzteres ist in dieser Umgebung kaum der Erwähnung wert, es ist eher ein Unterton der Stimmung eines Lebens am Mittleren Meer.
Eine Dame lächelt gegenüber und schlürft den Rest aus ihrem Glas.
Die Luft ist dicht und würde man Rilke folgen, so beschrieben seine Zeilen diesen Augenblick, wenn man ihn denn in Worte fassen wollte:
Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süße in den schweren Wein
Es sind eben nicht nur die dunklen Abende des Winters, die den Gedanken manchmal Tiefe geben, es ist der späte Nachmittag des frühen Herbstes, den Nemo suchte und er ist nicht allein.
Fortunata, seine Frau sitzt ihm gegenüber. Fortunata, der Gegenentwurf zum gradlinigen Dr. Nemo, eigentlich nicht passfähig im Sinne der Vorstellungen über Ehe, jedenfalls denen schlichter Gemüter.
Fortunata ist anders als eine Ehefrau, sie ist die Muse eines Stars in der Welt des Managements.
Fortunata: „Was führt Dich hierher, mein Großer?“ Letztere Bezeichnung ist nicht wörtlich zu nehmen, es ist eher ein Flirt. Nemo weiß das.
Nemo: „Ich bin am Scheideweg …“
Fortunata: „Du meinst, Du suchst Richtung in Deinem Handeln.“
Nemo: „Richtungen suchen? Ja, vielleicht, aber der Richtungen gibt es viele.“
Fortunata: „Du suchst die EINE Richtung?“
Nemo: „Nein, die gibt es nicht.“
Fortunata: „Ach was … und das aus Deinem Mund?“
Nemo: „Na ja, wir sind ja unter uns …“
Fortunata: „Es irrt der Mensch, solang er strebt.“
Nemo: „Das erzähl mal meinen Stakeholdern …“
Die beiden schweigen. Nemo nimmt eine Olive. Fortunata schaut ihm zu.
Nun, das Kennzeichen einer Muse ist ihre Stille. Eine Art der Zugewandtheit, in der Bilder im Sand der Seele erfühlt werden. Das ist weit entfernt von dem Palaver, das Nemo von seinen Beratern kennt. Deshalb wohl ist er hier auf der Insel seiner Frau, Marettimo, gleich rechts dahinten neben Sicilia.
Nach einer Weile – Fortunata hat sich inzwischen eine Zigarette gerollt – bestellt Nemo ein weiteres Glas Wein.
Fortunata: „Trink nicht so viel!“
Diese vielen Männern im Status eines Dr. Nemo bekannte Ermahnung macht Fortunata eigentlich so sagen wir mal sehr ehefräulich im klassischen Sinne.
Fortunata: „Unter den Blinden Deiner Zunft bist Du immerhin wie der Einäugige, der König oder du könntest es zumindest sein.“
Nemo ist geschmeichelt.
„Wie meinst Du das?“, fragt er.
Fortunata schmunzelt.
Fortunata: „Finde es selbst heraus!“
Was Nemo mit diesem Orakel anfängt und ob er den Ball, den ihm Fortunata zuwarf, auffängt, erfahren wir nächsten Dienstag …
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