Es wa(h)r einmal ... Folge 145
oder ... "Praeterita - Praesentia - Futura"
Mit diesen Worten fangen Märchen an, die der Großvater den Enkeln erzählte, während sie auf seinem Schoß saßen und wohlbehütet in ihren Schlaf versanken.
Es war einmal, dies Etikett kann man wie ein Verfallsdatum heute auch auf das kleben, was wir vor nicht allzu langer Zeit geglaubt haben oder sogar für wahr hielten.
Diese Entwicklung geht natürlich nicht an WMIA Incorporated vorbei. Immerhin behauptet man ja in den Vorstandsbüros, man sei der Zeit voraus. Was da dran ist, werden wir gleich sehen.
Dr. Nemo hat zu einem Kolloquium geladen. Thema: „Die Zukunft, Gestern, Heute und Morgen.“
Dieses sicherlich etwas irritierende Motto ist einem Buchtitel entlehnt, dessen Autor, Herr Professor Atemporale mit in der Runde sitzt.
Zudem ist nebst den üblichen Verdächtigen auch noch der Mönch Andrea zugegen, denn Zukunft und Glaube sind ja irgendwie aus ähnlichem Holze geschnitzt.
Ganz besonders freut sich Dr. Nemo, Herrn Vanitoso zu begrüßen.
Vanitoso erlangte eine gewisse Berühmtheit mit wissenschaftlichen Plagiaten, was allerdings seiner gesellschaftlichen Position nicht wirklich Abbruch tat. Seine berufliche Tätigkeit übrigens ist offen für vielfältige Spekulation.
Nemo eröffnet die Runde nach einer freundlichen Begrüßung mit einem launigen „Was wird in der Zukunft wohl wichtig sein?“ … Mehr viel ihm nicht ein.
Wie viele gebildete Menschen greift auch Professor Atemporale, der wegen eifrigen Lesens bei schlechtem Bibliothekenlicht eine so starke Brille trägt, dass, wer seiner ansichtig wird, sich entweder gruselt oder sich ein Lachen verkneifen muss … also jener Professor greift gerne Stichworte auf, um seinerseits Akzente zu setzen.
Atemporale: „Meine Herren, die Wissenschaft, das Wissen hat uns hierher gebracht und sie wird es auch in Zukunft tun. Mit einem Wort „Wissen ist Macht“ und wer das Wissen besitzt, wird die Zukunft gewinnen.“
Apropos Stichworte … bei dem Wort „Macht“ fühlt sich Vanitoso angesprochen.
Vanitoso: „Die Macht liegt nicht im Wissen, sie liegt bei dem, der recht hat.“
Atemporale: „Ja, leider … Dem Wissen wurde schon öfter mit dem Recht das Genick gebrochen.“
Vanitoso: „Wie meinen?“
Atemporale: „Galilei hatte recht und die Kirche hatte die Macht.“
Vanitoso: „Sag ich doch und so war es, so ist es, so wird es sein und nicht nur in der Kirche!“, und blickt beifallheischend in die Runde.
Elvira denkt vor sich hin: „Irgendwie ist dieser Vanitoso … na ja …“
Der Mönch Andrea schließt sich dem Gedanken, dass wer die Macht hat, die Zukunft bestimmt, an und wirft ein: „So heißt es schon in den Evangelien: Das Wort Gottes hat Macht über die Elemente der Natur, Macht über den Tod und Macht über die Sünde. Es hat die Macht, zu erretten und zu trösten. Unser Wissen ist nichts angesichts der Macht des Wortes Gottes.“
Solche geistlichen Worte erzeugen immer eine gewisse Stille, so als wären sie von einer anderen Welt. Ist ja auch so.
Nemo: „Es war einmal, dass Wissen Macht hatte. Ich habe unsere Forschungsabteilung verkleinert. Nicht das Wissen zählt, sondern die Meinung und dafür braucht man kaum Wissen, sondern eher ein Halbwissen oder besser noch gar kein Wissen. Der Chef der Abteilung ist ein …“
Der Interviewer fällt ihm ins Wort: „Herr Dr. Nemo, das ist doch bodenlos!“
Nemo: „Unser Wissen kann und wird jederzeit infrage gestellt. Die einen sagen, unsere Produkte seien gut, die anderen verdammen sie. Wir wissen und wir wissen nicht … also fällt Wissen unter die Rubrik „Es war einmal!“ Wir setzen auf Macht, um uns am Markt durchzusetzen.“
Interviewer: „Und woher kommt die Macht?
Nemo: „Sie kommt von der Mehrheit und die kreieren wir. Das Wissen zählt nicht mehr …“
Nemo muss zum nächsten Termin.
Elvira und der Interviewer gehen zum Fahrstuhl.
Der Interviewer hält Elviras Hand.
Interviewer: „Du bist wunderschön.“
Elvira: „ Ist das so oder ist das nur Deine Meinung?“
Na gut ...
Wie es weiter geht - mit dem mächtigsten Unternehmen der Welt - erfahren wir wie immer nächsten Dienstag ...
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