Achtzehn, zwanzig, Dr. Nemo! - Folge 84
Achtzehn, zwanzig! Das ist das Ritual des Beginns einer Skatrunde. Dr. Nemo spielt Skat mit seinen Freunden im Vorstandsbüro. Elvira serviert ein Tegernseer Pils für jeden und das am frühen Nachmittag. Sie gönnt sich auch eines …
Schöne Frauen bringen ja Glück und wer jetzt wegen dieser Bemerkung die Genderdiskussion anfängt, kann gleich den Fahrstuhl in den Keller nehmen.
Skatbrüder und Schwestern sind Herr Professor Karo, Ordinarius an der Skatuniversität und Fachmann für Strategie im Skatspiel und die Vorhersage von Spielergebnissen. Mit von der Partie ist die führende Expertin für Irgendwas, Frau Schmoller, die seit Jahren dafür kämpft, dass die Frauenquote in Skatrunden endlich eingehalten wird.
Ein übrigens sinnloses Unterfangen, weil man Skat zu dritt spielt und eine paritätische Besetzung insofern ausgeschlossen ist … aber es geht ja ungeachtet der Spielregeln immer nur ums Prinzip.
Nemo: „Elvira, schau mal, ich habe vier Asse und fünf Buben!“
Elvira: „Ach ja, der fünfte Bube bist Du selber, altes Schlitzohr …“
Das Spiel beginnt.
Frau Schmoller ist vorne und spielt eine Pik Sieben. Professor Karo sticht natürlich. Nemo legt eine Pik Acht auf, ein quasi leerer Stich.
Nemo: „Herr Professor Karo, was haben Sie denn für eine Strategie? Sie stechen auch auf irrelevante Karten?“
Karo: „Kleinvieh macht auch Mist! Und außerdem zeige ich Präsenz … das ist wichtig in meinem Beruf!“
Nemo: „Um was spielen wir eigentlich?“
Professor Karo: „Wir spielen um die Ehre!“
Nemo: „Ah, hat ihre Frau Ihr Taschengeld noch nicht ausgezahlt?“
Interviewer: „Mmmh …!“
Frau Schmoller: „Wir spielen um den Sieg!“ Dabei reckt sie ihren Daumen hoch. Dieses berühmte Siegeszeichen, das mehr von Hoffnung getragen ist als von Gewissheit und sie hat sogar zwei davon … sicherheitshalber.
Das Spiel nimmt seinen Lauf.
Herr Karo geht wissenschaftlich vor, er analysiert und denkt und muss deshalb öfter daran erinnert werden, doch jetzt bitte eine Karte auf den Tisch zu legen, um das Spiel im Fluss zu halten.
Frau Schmoller bedient sich eher der Küchenpsychologie, lenkt die Mitspieler mit wilden Thesen gerne ab und ihr gelingt dadurch der Blick in die Karten des Nachbarn … macht sie ja sonst auch ganz gerne, was bekanntlich jahrelange Spielerfahrung ersetzt und sich insbesondere beim Schreiben von Büchern bestens bewährt hat. Aber das ist ein anderes Thema … obwohl, na ja …
Nemo spielt einen Buben aus, den Kreuzbuben. Für Leute, die nur Fernsehen statt am Lagerfeuer mit ihrer Familie zu spielen und Skat nicht mehr kennen, sei bemerkt, dass dies der höchste Trumpf beim Skat ist.
Professor Karo: „Nemo, Du bist nicht am Ausspielen!“
Frau Schmoller: „Macho!“
Nemo: „Wer die besten Trümpfe hat, darf aufspielen!“
Professor Karo: „Aber nur, wenn er die Spielregeln befolgt!“
Elvira gießt nach vom köstlichen Tegernseer Bier die Gläser noch einmal randvoll. Eine schöne weiße Schaumkrone glänzt im Nachmittag, der angesichts der hochkarätigen Runde doch lieber einen guten Wein verdient hätte.
Um es kurz zu machen, Nemo gewinnt, sogar haushoch!
Professor Karo untersucht den Spielverlauf und schreibt eine Statistik, die er demnächst bei LinkedIn veröffentlichen wird. Frau Schmoller gibt ausnahmsweise keinen Kommentar.
Eigentlich wollte der Interviewer den CEO darüber befragen, wie Erfolg geht.
Liegt ja nahe, gerade jetzt ist ja die Gelegenheit …
Interviewer: „Herr Dr. Nemo, wie geht Erfolg?“
Nemo: „Hängt von den Karten ab!“
Interviewer: „Wer mischt die Karten?“
Nemo: „Das ist egal!“
Interviewer: „Und wie gewinnen sie dann, kennen Sie die Karten, sind die gezinkt?“
Nemo: „Nein, ich kenne die Spieler …“
Elvira schenkt endlich einen guten Rotwein aus … Château Pétrus 1982 …
Wie immer geht man zum Fahrstuhl, also Elvira und der Interviewer, Nemo ist längst entschwunden.
Interviewer: „Kennt Nemo die Spieler wirklich?“
Elvira: „Er kennt noch nicht einmal seine Frau, aber fragen Sie ihn mal selbst, was er damit meint …“
Dazu hören wir das Interview mit Dr. Nemo am nächsten Dienstag, wie immer …
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