6. Episode

6. Episode

Qualität ist, wenn Kundenaufträge wiederkommen …

#leantransformation
Podcast, am 20. 09. 2019 in LeanTransformation


Bernd Krauss ist fassungslos. Wusste er doch noch nicht, wie er die Aufträge der RomChim bedienen sollte und nun auch noch dieses: Die YOHA Co. Ltd. hat ein Audit bei der Krauss GmbH & Co. KG angekündigt. Und dazu ist ihm – verantwortet er doch das Qualitätsmanagement im Unternehmen - noch immer nicht klar, weswegen die YOHA Co. Ltd. dieses Audit anberaumt ... und was sie damit eigentlich bezwecken will …?!

Bernds' Blick fällt auf das Bündel von Anforderungen auf seinem Schreibtisch, welche allesamt für das anstehende Audit mit der YOHA Co. Ltd. abzuarbeiten sind. Wie soll er das alles bewältigen?
Schon fast resignierend schaut Bernd Krauss aus seinem Bürofenster auf das Fabrikgelände sich fragend, warum und wie schnell sich die Geschäftsbeziehungen in den letzten Jahren verändert haben.

Hat sich doch die Krauss GmbH & Co. KG frühzeitig auf dem internationalen Markt – und das nicht ohne Erfolg - behauptet. Vor ein paar Jahren war das noch alles gar kein Thema.

Und dazu war und ist die Qualität der hergestellten und ausgelieferten Pumpen doch stets in Ordnung. Wenn es Abweichungen gibt, hat die Qualitätskontrolle diese auch noch rechtzeitig erkannt und die Fehler vor der Auslieferung behoben. Was sollte er hier denn noch tun? Schließlich ist doch sein Unternehmen nach ISO 9001 zertifiziert, was Kunden von ihrem Lieferanten heute ja auch erwarten.

Nachdenklich betrachtet er das aktuelle Zertifikat, welches in einem edlen Bilderrahmen eine seiner Bürowände ziert. Und nicht nur dort ist die Qualitätsorientierung der Krauss GmbH & Co. KG dokumentiert. Bei allen leitenden Mitarbeitern ist ein eben solches vorzufinden. Wie viel Arbeit – auch unnötige - so eine Zertifizierung mit sich bringt …  hält den ganzen Laden von der Produktion ab und kostet dazu noch ordentlich Geld, das für andere Zwecke wohl hätte besser verwendet werden können. Und seine Mitarbeiter erst … Bernd erinnert sich noch zu gut, wie schleppend, ja fast widerwillig – begleitet von nicht enden wollendem Geschimpfe über „maßlose Bürokratie"- die Vorbereitungen zur Zertifizierung im vergangenen Jahr verliefen.

Letztendlich muss sich Bernd Krauss jedoch eingestehen, dass er so manches des dazu Gesagten sehr wohl verstehen konnte und noch immer kann. Ist doch auch er nicht wirklich davon überzeugt, dass ein Qualitätsmanagementsystem seinem Unternehmen wirklich Vorteile bringt.

Bernd muss sich zwingen, zu seinem Schreibtisch zu gehen. Er blättert in dem Berg von Fragebögen, welche er kurz nach der Ankündigung des Audits von der YOHA Co. Ltd. erhalten hat. Fragen über Fragen mit teilweise ‚merkwürdigen‘ Inhalten. Fragen zum Aufbau des Qualitätsmanagementsystems, nach Qualitätszielen des Unternehmens und der einzelnen Abteilungen. Fragen nach Kennzahlen der Liefertreue gegenüber der YOHA Co. Ltd.

Aber es kommt für Bernd noch schlimmer! Nicht nur, dass die YOHA Co. Ltd. von ihm die gestellten Fragen beantwortet haben möchte. Wollen „die" auch noch das Unternehmen sehen und mit den Mitarbeitern in der Produktion und in der Qualitätskontrolle sprechen. Das will Bernd Krauss um jeden Preis verhindern. Was wissen die denn schon von Qualitätszielen, von Kennzahlen und von Prozessen?

Doch alle seine wahrlich zahlreichen Versuche, die Verantwortlichen zu beschwichtigen, um diesen Rundgang durch das Unternehmen zu verhindern, lassen die YOHA Co. Ltd. unbeeindruckt. Im Gegenteil, sie erzeugen weitere Begehrlichkeiten. Neben dem Rundgang und den Gesprächen mit Mitarbeitern besteht nun auch noch der Wunsch, die Schulungspläne und –unterlagen einzusehen.

„Was – bitteschön - hat das alles nur mit einem Fehler an einer Pumpe zu tun?", fragt sich Bernd völlig ratlos.

Das mit den zunächst geforderten Kennzahlen innerhalb der ersten Anforderungen hätte er sich ja noch zugetraut. Aber die Herren der YOHA Co. Ltd. wollten nun noch viel mehr als nur die Zahlen, die er in der Buchhaltung und der Kostenrechnung führt. Jetzt geht es plötzlich um Ausschuss- und Qualitätskosten, Anzahl der Fehllieferungen etc. Zusätzlich sollen Prozessbeschreibungen für beispielsweise die Auftrags- und die Reklamationsbearbeitung vorgelegt werden. Prozessbeschreibungen, die auch nie notwendig zu sein schienen. Schließlich lief ja alles, zumindest irgendwie …



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