30. Episode

30. Episode

Wenn man Menschen führen will, muss man hinter ihnen gehen.
(Chinesisches Sprichwort)

#leantransformation
Podcast, am 12. 04. 2019 in LeanTransformation von Lean Knowledge Base


Bernd Krauss hat noch lange über das Audit und über die geführten Gespräche mit den Herren der YOHA Co. Ltd. nachdenken müssen. Neben seiner ersten Erleichterung, dass das Audit erfolgreich verlaufen ist, ist ihm aber auch bewusst, wie viel das von den Mitarbeitern – und nicht zuletzt von ihm selbst – bereits abverlangt hat.

Einerseits bemerkt Bernd Krauss, dass erste Veränderungen sich bereits positiv bei einigen Mitarbeitern auswirken. Aber auch, dass die Krauss GmbH & Co. KG noch einen weiten Weg vor sich hat, um dies zu einem „Normalzustand“ werden zu lassen. Ist doch der Auslöser für diese positiven Erlebnisse der Zwang eines Kundenaudits gewesen. Und Bernd Krauss versteht nun besser, was sein Schwager Frank Weissenegger in Vorbereitung auf das heutige Meeting mit dem Zitat von Thorndike, wonach der (fachlich) beste Mechaniker als Vorarbeiter scheitern wird, wenn es ihm an sozialer Intelligenz fehlt, meinte.
Erste Überlegungen, wie und wohin sich das Unternehmen entwickeln sollte, war einigen Mitarbeitern zwar bereits vorgestellt worden (siehe Episode 26), doch mussten diese jetzt auch mit „Leben“ gefüllt werden.

Im heutigen Meeting mit Franz Großmann, Alois Mayrhofer, Thomas Leitner, Peter Baumgartner, Alexander Moser und Frank Weissenegger möchte Bernd Krauss daher  nochmals Themen wie Unternehmenswerte und Führungsverhalten aufgreifen. So fasst er in der Besprechung die Ergebnisse des Audits (siehe Episode 29) lediglich in aller Kürze zusammen und bedankt sich nochmals bei den Anwesenden für das Engagement, das zu dem positiven Verlauf des Audits geführt hat.
Zudem bittet er die am Meeting teilnehmenden Mitarbeiter, seinen Dank auch an die weiteren Kolleginnen und Kollegen zu übermitteln, ohne deren Mitwirkung dies alles ebenfalls nicht möglich gewesen wäre. Zwar hat er sich bereits bei dem einen oder anderen Mitarbeiter selbst bedanken, jedoch längst noch nicht alle persönlich sprechen können.

Damit sind die „Fakten“ des Audits zügig dargestellt und besprochen und alle Anwesenden rechnen  schon mit dem Ende des Meetings. Da stellt Bernd Krauss – nach vorheriger Absprache mit Frank Weissenegger - zur Überraschung der Anwesenden, noch folgende Fragen: „Ich möchte gerne wissen, wie es Euch die letzten Tagen und Wochen ergangen ist? Was dies mit Euch gemacht hat und wie es Euch jetzt geht?“

Noch während er die Fragen formuliert, bemerkt er die fast ungläubigen Blicke der Teilnehmer und insbesondere die geringschätzige Miene eines Franz Großmanns. Lange hat er mit seinem Schwager Frank im Vorfeld darüber gesprochen, wie diese Fragen bei den Teilnehmern ankommen würden. Dieser hatte ihn jedoch ermutigt, eben diese Fragen zu stellen. Zum einen, um den Mitarbeitern zu zeigen, dass er, Bernd Krauss, genügend Eigeninitiative besitzt, um aus dem Schatten seines Vaters herauszutreten. Und zum anderen, um somit allmählich eine neue Führungskultur bei der Krauss GmbH & Co. KG entwickeln zu können.

Alexander Moser macht den ersten Anlauf und bringt zum Ausdruck, dass ihm erst durch die Erstellung des Schulungsplanes bewusst geworden ist, wie umfangreich und vielfältig doch die Qualifizierungsbedarfe „eigentlich“ sind. Gerade weil doch in der Vergangenheit Schulungen eher sporadisch vorgenommen wurden. Und wenn überhaupt, nur in einem direkten, fachlichen Kontext wie z.B. eine Schulung für eine neue Software oder bei der Anschaffung einer neuen Maschine.
Alois Mayrhofer gesteht ein, dass für ihn das Audit anstrengend gewesen ist und ihn doch einige Nerven gekostet hat. Er aber auch die Erfahrung gemacht hat, dass ihn seine Mitarbeiter gut unterstützt haben.
Aber auch ein Thomas Leitner räumt ein, dass er von seiner Mitarbeiterin Hannah Pichler überrascht ist, weil er nicht vermutet hätte, welches Potential in ihr schlummert. Und, dass sich in den letzten Wochen die Stimmung in der Abteilung verbessert habe. Auch wenn jeder wohl wisse, dass die Krauss GmbH & Co. KG damit alleine noch nicht über den Berg ist.

Erst der Mayrhofer und jetzt auch noch der Leitner. Franz Großmann kann sich nicht mehr länger beherrschen, hatte er sich doch die letzten Tagen und Wochen von diesem Unsinn genügend anhören müssen.
Für ihn ist dies alles nur überflüssiges Getue, während auf der anderen Seite die Arbeit liegen bleibt. Lautstark merkt er an, dass doch wohl jeder Angestellte gemäß den Anweisungen während des Audits nur seine Pflicht getan habe. Und er – wie auch die anderen Abteilungsleiter – dies von den eigenen Mitarbeitern ja wohl auch erwarten können. Ist er als Produktionsleiter doch dazu da, Anweisungen zu geben und diese zu kontrollieren, so dass es in der Produktion eben läuft!

Frank Weissenegger, welcher sich bislang während des gesamten Meetings zurück gehalten hat, sieht teilweise ungläubiges Kopfschütteln aufgrund der Worte Großmanns aufblitzen.

Schließlich ergreift er das Wort und führt aus, dass sicher gute Ergebnisse hinsichtlich der Qualität der Produkte unabdingbar sind, um im Wettbewerb bestehen zu können. Dass diese Ergebnisse  aber nicht direkt, sondern nur durch eine ständige und nachhaltige Verbesserung der Prozesse zustande kommen.

Dies jedoch Mitarbeiter voraussetzt, die in der Lage sind, Verbesserungsmöglichkeiten zu sehen, um sie dann auch in der Praxis umsetzen zu können.

Dass die Krauss GmbH & Co. KG über fachlich gute Mitarbeiter verfügt, stellt Weissenegger nicht in Frage. Jedoch müssten diese ständig und praxisbezogen, am besten direkt am Arbeitplatz weiter entwickelt werden. Hierfür seien jedoch Führungskräfte auf allen Ebenen gefragt, welche Mitarbeiterentwicklung und nicht Mitarbeiterkontrolle in den Vordergrund ihres Tagesgeschäftes stellen. Nicht Misstrauen und Kontrolle, sondern Vertrauen und Freiräume muss die Losung lauten. Und wir – dabei blickt jeden einzelnen an – müssen zunächst bei uns selbst beginnen und dies jeweils auf die nächste Ebene weiter tragen.

Vertrauen und Freiräume… Franz Großmann glaubt, nicht recht gehört zu haben. Das hätte es mit dem „Alten“ nicht gegeben.
Zornentbrannt verlässt er das Meeting, jedoch nicht ohne noch einen letzten Kommentar abzugeben ... dass Vertrauen zwar gut sein mag, Kontrolle aber dennoch besser war und ist!



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