11. Episode

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Resümee

#leantransformation
Podcast, am 16. 08. 2019 in LeanTransformation


Zutiefst erschüttert überfliegt Ernst Krauss zum wiederholten Male den Auditbericht. Die Krauss GmbH & Co. KG – sein Lebenswerk – in diesem Zustand und endgültig in Gefahr?!

Ernst' Gedanken schweifen ab … zu den Anfängen.

Wie viel harte Aufbauarbeit er in den ersten Jahren geleistet hatte und wie viele ganz persönliche und hohe Risiken er mit jeder Investition eingegangen war. Sollte sich das alles jetzt in nichts auflösen? Vielleicht musste sich die Krauss GmbH & Co. KG gar
einem Investor anschließen und sich diesem beugen?
Ernst Krauss weiß schon jetzt, dass dies alles dann nicht mehr „seine" Firma sein würde. Sein Unternehmen und gleichsam sein Lebensmittelpunkt…

Über Jahre hat er „alles im Auge und damit im Griff behalten". Und seine Mannschaft hat sich darauf verlassen können: „Lieber erst den Chef fragen", so deren Parole. Doch genau dies kostete Ernst Krauss viel Kraft und Zeit.

Zeit, die für seine Familie und nicht zuletzt für ihn selbst immer mehr abhanden gekommen war. Nur zu gut erinnert sich der Alte an die ständigen Vertröstungen sich und seiner Familie gegenüber: Dass nach der nächsten Produktentwicklung, nach der nächsten technologischen Investition oder dem nächsten Großkunden, also nach der nächsten Kraftanstrengung alles besser wird. Und er dann mehr Zeit haben würde für sie und für seine eigenen, persönlichen Belange.
Natürlich wollte er nach den anfänglich harten Gründungsjahren und mit wachsendem Erfolg wieder mehr Zeit auch für seine Hobbys nutzen. Von einer großen Südamerikareise träumte er schon seit seiner Jugend.
Und was hatte er nicht alles mit seinen Kindern geplant - mehrwöchige Reisen auf einem Hausboot quer durch Frankreich – und wieder verschoben, auf das nächste Jahr, aber dann ganz sicher …
Alles leere Versprechungen, wie er sich jetzt eingestehen muss.

Trotzdem hat seine Familie und Freunde, die ihm wirklich am Herzen liegen, zu ihm gestanden. Und dazu viele, langjährige Mitarbeiter. Das alles hat ihm über viele Anstrengungen hinweg geholfen.

Stolz ist Ernst schon auf das, was er erreicht hat: Er hat seinen Kindern eine hervorragende Ausbildung bieten können und seine Haus zeugt schon von einem gewissen Wohlstand. Nur was er davon letztendlich hatte, war nicht übermäßig viel. Denn selten genug konnte er den Ausblick von seiner Terrasse auf den Schöckl genießen.

Ab einem bestimmten Punkt, den er gar nicht mehr so genau beschreiben kann, ist das Unternehmen nicht mehr sein Mittel für sich gewesen. Im Gegenteil, er ist fast nur noch für das Unternehmen da gewesen. Aber war das nicht genau die Quelle seiner Zufriedenheit und damit Lebensinhalt gewesen? Das und der Erfolg seiner Firma?
Und jetzt dieses!

Bernd, was hast Du nur getan …? Ernst muss an die zurückliegenden 5 Jahre denken. Gerade in dieser Zeit der Nachfolgeregelung hat es viele Auseinandersetzungen mit seinem Sohn gegeben. Aber Ernst Krauss weiß mittlerweile – zumindest insgeheim, dass sein Sohn in so manchem Recht gehabt hat. Und er selbst einfach nicht loslassen konnte und wollte.
Ernst Krauss sieht seine Rolle in diesem „großen Spiel" jetzt besser, wenn auch mit etwas Wehmut.

Vielleicht – so überlegt Ernst Krauss – ist aber dies genau der Moment quasi der Zeitpunkt, um endlich einen wirklichen Abstand zu diesem Leben und Lebenswerk zu bekommen. Da es doch schließlich auch noch andere Dinge gibt, die wichtig sind und das Leben erfüllen können. Wie Südamerika, beispielsweise …

Ein Außenstehender, der davor noch mit ihm unvoreingenommen auf die Kraus GmbH & Co. KG und deren Situation schaut, wäre von Nöten. Sozusagen ein kompetenter Partner, welchem er vertrauen kann.
Unwillkürlich muss er an seinen Schwiegersohn Frank Weissenegger und an die mit ihm geführten Gespräche denken …



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