Keine Angst vor undogmatischen Lösungen!

Keine Angst vor undogmatischen Lösungen!

Die ewige Suche nach dem „noch Besseren“ erzeugt nur Unzufriedenheit. Nicht selten ist dies nichts anderes, als der Ausdruck eines sinn- und werteentleerten Materialismus.

#leanmagazin
am 18. 02. 2022 in LeanMagazin von Dr. Bodo Antonic


Wenn man mich nach meinen Führungsprinzipien fragt, dann lautet eine typische Antwort: Je nach Kontext. Bei Sonnenschein hochgradig partizipativ, im Stressfall nahezu diktatorisch. Ebenso diskutiere ich: Bei gutem Wetter lang und breit, im Stressfall ‚no discussion at all‘. Jede Handlungsweise hat ihre Zeit.

Kommunikation muss nicht immer gleich sein. Ich akzeptiere Brüche in meiner Kommunikation, denn diese ist kontextbezogen und darf sich somit brechen. Ich muss nicht immer lieb, demokratisch und gerecht handeln. Ich darf auch das Gegenteil sein, wie gesagt – je nach Kontext.

Wer meint, dass man sich in jedem Kontext mehr oder weniger gleich verhalten muss, der irrt.

Mein Ansatz lautet: Wie muss ich jetzt sein?  Und nicht: Wie muss man immer sein? Ich brauche keine Gesamttheorie, ich brauche im Stressfall eine Akutlösung und diese kann diametral zur Allgemeinlösung stehen.

Akademisches Echo ist nicht immer richtig.

Scheuen Sie sich also nicht vor unvollständigen oder undogmatischen Lösungsansätzen: Auch wenn sie widersprüchlich sind, solange sie Ihnen gute Ergebnisse liefern – nutzen Sie sie!

Bedenken Sie, dass die lineare, geplante, mechanische Unternehmenswelt eben nicht nur nach dem Motto „Think-Plan-Act-Improve“ funktioniert. In diesem alten Modell wird die Zukunft als lineare Verlängerung der Vergangenheit über die Gegenwart betrachtet. Was insgesamt ungemein praktisch wäre – wenn es denn der Realität entspräche.

Ganz wichtig: Modelle, die uns durch akademisches Echo alltäglich entgegenhallen, müssen nicht zwingend richtig sein!

Ich habe es oben bereits angedeutet: Die ständige Suche nach dem „noch Besseren“ ist nichts anderes als ein – Unzufriedenheit erzeugender – Ausdruck eines sinn- und werteentleerten Materialismus.“

Denn die Welt ist nun einmal nicht planbar, sie ist „chaotisch“; sie ist so frech, sich unserer Managementhybris zu entziehen. Die Zukunft ist dabei das unerzogene, pubertäre Kind dieser chaotischen Welt. Möglichkeiten, sie zu planen, sie zu gestalten, ja sogar der Gestaltauftrag scheinen vorhanden zu sein – jedoch sind die Gestaltmöglichkeiten eben nicht zwingend.

Wir verwechseln oft die Worte Plan-Absicht-Realität. Und leiden als Manager gerne an der Hybris, Zukunft zwingend gestalten zu können, anstatt uns der Demut anheim zu geben, Zukunft gestalten zu dürfen.

Besinnen Sie sich auf Werte – ein Fundament Ihrer Unternehmung

An dieser Stelle möchte ich Ihnen noch einen Exkurs anbieten: Es geht um die oben bereits kurz angerissenen’Werte. Wer nämlich nach zielführenden Lösungen für die Herausforderungen in seinem Unternehmen sucht, kommt am Thema ‚Werte“ nicht vorbei.

Was ist an Werten so wichtig? Sie geben Halt und Orientierung. Insbesondere in bewegten, hochagilen Unternehmensphasen braucht es Orientierung. Diese Orientierung erlaubt Menschen, besser mit Agilität umzugehen, ermöglicht ihnen, sich nicht ständig an Dogmen, Spielregeln und Normen festhalten zu müssen. Denn es sind genau diese ‚Gesetze‘, die als Denkverbote wirken und damit Innovation verhindern.

Kurzum, wenn wir dem Unternehmen, uns, ein wertebasiertes „Sicherheitskorsett“ geben, müssen wir uns nicht an Denk-, Sprech- und Redeverboten und verkrusteten Unternehmensstrukturen festhalten, werden frei, können die Weichen auf kreative Entfesselung stellen.

Die üblichen bekannten Managementmodelle sind nichts anderes als Input-Output-orientierte Kontrollansätze. Das Gedankenmodell ist eher ingenieurgetrieben und dient in erster Linie der Wahnvorstellung, Zukunft gezielt steuern (to control!) zu können. Wenn ich mir jedoch vergegenwärtige, dass Management heute im Vorzeichen der Ambivalenz steht, komme ich mit solchen Modellen einfach nicht mehr weiter.

Hier verdeutlicht sich nun die Bedeutsamkeit von Werten: Wenn diese in mir als Unternehmer, als Manager, tief verankert sind, ganz tief in jeder Faser meines Körpers wirken, dann sind sie quasi mein Genom. Und dieses hat eine ganz ungemeine Wirkkraft.

Stellen Sie sich bitte einfach vor, Sie würden in einem Unternehmen arbeiten, in dem es nur um eines ginge: Den Kunden! Mit diesem Fokus wären wir näher denn je an der Lösung unserer Probleme.



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