Denken – Sehen – Denken

Denken – Sehen – Denken

Dieser Beitrag beschäftigt sich damit, wie wir denken und was dies für unser Handeln bedeutet.

#leanmagazin
am 03. 04. 2017 in LeanMagazin von Dr. Thomas Zabrodsky


Zu Beginn möchte ich darauf hinweisen, dass ich auf diese Fragen keine abschließenden Antworten geben kann.
Es soll aber deutlich werden, wie unser Denken unser „Sehen“ beeinflusst und wie dieses Sehen dann wiederrum bedingt, was wir denken.

Wir werden ständig mit neuen Fragestellungen und Themen konfrontiert. Wenn dies geschieht, stellen die meisten von uns zunächst eine Ist-Analyse an. Was wurde bisher gemacht? Was gibt es schon? Wer war beteiligt? Dies sind zumeist die einfacheren Schritte. Wesentlich schwerer ist es, über das bekannte Wissen hinauszugehen und eine fortlaufende Entwicklung anzuschieben. Eine fortlaufende Entwicklung fragt immer an der Grenze und ist der Versuch, diese zu erweitern.

Dazu sollten wir uns folgende Dinge bewusst machen.

  1. Wir können immer nur einen kleinen Teil der Welt erklären. Der Rest ist Zufall.
  2. Mit unserem gewohnten Denken können wir die gewohnten Dinge in unserem gewohnten Bereich erklären, darüber hinaus bleiben wir aber oft blind.
  3. Die Welt ist nicht gleich Welt, sondern stellt sich je nach verwendetem Denkraster anders dar.

Besonders gelungen werden diese drei Punkte in einer kleinen Geschichte von Paul Watzlawick umschrieben.

Eine Gruppe von Schülern besucht einen Professor in seinem Labor. Dieser präsentiert den Kindern stolz eine Ratte und erklärt ihnen dabei: „Wir haben diese Ratte so abgerichtet, dass sie, wenn sie Hunger hat, auf diesen Knopf drückt.“ Währenddessen erklärt die Ratte im Käfig den anderen Ratten: „Ich habe den Forscher so abgerichtet, dass er mir Futter gibt, wenn ich auf den Knopf drücke!“

Dieselbe Situation aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet, führt zu zwei unterschiedlichen Wahrnehmungen. Unsere Sozialisation und unsere gemachten Erfahrungen bedingen, wie wir über ein beobachtetes Phänomen denken und was wir daraus für die Zukunft ableiten.

Versuchen wir vielleicht gerade selbst eine kleine Übung. Bitte vervollständigen Sie die beiden folgenden Zahlenreihen. (Lösungen im nächsten Absatz)

0 – 1 – 4 – 9 – 16 – 25 – 36 – __

1 – 2 – 3 – 5 – 7 – 11 – 13 – __

Die erste Reihe stellt ansteigend die Quadratzahlen und die zweite ansteigend die Primzahlen dar. Die richtigen Antworten sind damit 49 und 17.

In einem zweiten Schritt versuchen Sie nun bitte die folgenden drei Zahlenreihen zu vervollständigen. (Lösungen im nächsten Absatz)

1 – 4 – 7 – 11 – __ – __

0 – 3 – 6 – 8 – __ – __

2 – 5 – 21 – __

Die zweiten drei Zahlenreihen lassen sich nicht mit der mathematischen Perspektive lösen, sondern es wird der Wechsel in eine grafische Perspektive notwendig. Die erste Reihe stellt nur gerade Zahlenelemente (14, 17) dar, die zweite nur geschwungene (9, 30) und die dritte repräsentiert Zahlen mit kombinierten Elementen (25).
Die Lösung der Aufgabe erfordert einen Perspektivenwechsel von uns. Die Aufgabe mag vielleicht trivial oder rein akademisch wirken – ist sie aber nicht. Wie oft erleben wir es zum Beispiel, dass Führungskräfte, Mitarbeiter und die Personalabteilung unterschiedliche Zugänge zum selben Thema haben, wodurch sich Spannungen aufbauen können.

Wie können wir nun versuchen, über unser Denken und unsere Perspektive hinauszugehen, um etwas anders zu sehen? Welche Logik steckt hinter meinem eigenem Denken und wie kann ich meine Perspektive verändern?

Als einen möglichen Weg gab uns Ekkehard Kappler im Jahre 2009 in einem Privatissima für Dissertanten folgende drei Tipps an die Hand, mit denen ich gerne schließen möchte. Ich empfand diese damals beim Schreiben der Dissertation sowie heute bei meiner Beratertätigkeit als sehr hilfreich und glaube, dass die dahintersteckenden Prinzipien generell anwendbar sind.

  1. Eine Dissertation schreiben bedeutet, in eine eigene Art des Denkens reinkommen und dann mit einer anderen Sicht wieder rauskommen. Wobei uns immer die folgenden Worte von Jacque Derrida bewusst sein sollten, „dass unser Denken über ein Ding nicht nur das Ding ändert, sondern auch unser Denken über das Ding“.
  2. Eine Dissertation wirft immer mehr Fragen auf, als sie beantwortet!
  3. Während der Dissertation nie davon ausgehen, dass dies der einzige und richtige Weg ist, sich der Frage zu nähern, sondern sich bewusst sein und darauf hinweisen, dass man sich an einer bestimmten Stelle für jenen und nicht für einen anderen Weg entschieden hat, um weiterzugehen.


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