You‘ll never know … Folge 135

You‘ll never know … Folge 135

oder ... "Periculum in mora!"

#WMIA


Die schlanken Yachten, die Träume aus Stahl und weißen Segeln, die über das blaue Meer gleiten, das ist die Welt der Reichen. Auch Dr. h.c. Any Nemo gönnt sich einen „Cruise“ über das Mittlere Meer. Man fährt nicht allein auf solchen Schiffen …
Anwesend sind im üppigen, champagnerfeuchten Sumpfgebiet der erlesenen Lust am Leben die Freunde, Kollegen und Familie.

Der CEO des größten Unternehmens der Welt, WMIA Incorporated, steht natürlich am Ruder des Schiffes. Das graue Haar weht im Wind und das sonnengegerbte Gesicht lässt jedenfalls für die Leserinnen der Yellow Press einen auf den Meeren des Lebens erfahrenen Mann vermuten. Ein Klischee, aber warten wir mal ab.

Im Logbuch der Yacht steht die Position 37° 02′ nördlicher Breite und 25° 05‘ östlicher Länge, also man segelt in einer Meerenge im Ägäischen Meer. Es ist Nacht, der Mond spiegelt sich fast narzisstisch auf den wogenden Fluten. Es sind nur noch ein paar Meilen bis zum Hafen.

Dann fällt - und eigentlich ist dies ein störendes, aber auch profanes Ereignis ... es passt nicht in die Schlankheit der „Alles ist gut“-Mentalität, dem Kontext des Luxus und der daraus resultierenden Gedankenlosigkeit – das Licht aus. Die Elektrizität ist hin. Das hat nicht nur die Folge, dass man an Bord nichts mehr sieht, das Fatale ist, dass die Navigationsgeräte schweigen.

Meerengen haben Untiefen, manchmal ragen Felsen aus dem Wasser und hier seinen Weg unbeschadet zu finden, ist … ja was und wie…. und vor allem, wenn man keine Anhaltspunkte hat, mit einem Wort, wenn das, was einem den Weg zeigt, nicht mehr verfügbar ist …

Na ja, es ist gefährlich, wenn das Wort überhaupt dafür bezeichnend ist. Denn es wirft die Menschen an jene Wand, die man Schicksal nennt.

Es dauert eine kleine Weile bis die Gesellschaft begreift, in welch gefährlicher und je nach Sichtweise aussichtsloser Situation man sich befindet.

Der Mönch Andrea erhebt sich als Erster und spricht: „Lasset uns beten!“

Elvira ist da eher weiblich praktisch und meint, nachdem sie erfuhr, dass die Navigation ausgefallen ist: „Das geht mir in meinem Leben genauso! Man macht sich trotzdem auf den Weg, man will ja schließlich ankommen.“

Der Strategiechef von WMIA Incorporated ruft: „Ich gehe mal die Seekarte suchen!“ Typisch, er glaubt, dass alles, was man schwarz auf weiß besitzt, hilft. Er verschwindet unter Deck und ward nicht mehr gesehen …

Jetzt kommt die Stunde der Berater: „Wir haben da eine Best Practice!“ 

Er holt seinen I-Pad raus und surft in den Daten von WKIA, seiner Firma, die sich stolz „We Know It All“ nennt.

Die Zeit drängt, jeden Moment kann etwas passieren ...

Fortunata, die Gattin Nemos und begnadete Malerin seufzt: „Wie schön ist das Mondlicht. Ach, hätte ich nur meine Staffelei und meinen Farbkasten dabei!“

Ein anderer Berater - die treten ja immer zu zweit auf - fragt: „Ist das aktuelle Problem komplex oder kompliziert?“

Die Frage verweht im Wind des Geschehens und wird von den Wellen verschluckt.

Der Journalist schreibt noch schnell seine vermeintlich letzte Kolumne für die Boulevardzeitung mit dem Titel „Das ist das Ende!“

Der bekennende Atheist beginnt zu beten … Das kennen wir ja, am Ende der Titanic waren alle wieder gläubig … nutzte aber auch nix.

Der Buchautor, der Nemo eine Gratiskopie seines Buches „Alles, was Du willst, kannst Du erreichen!“ geschenkt hat und der wohl aus Versehen wegen seiner Namensgleichheit mit Sokrates hier eingeladen war, meint: “Nur innere Stärke hilft uns hier durch!“

Ein junger Student, der als Aushilfskellner gelegentlich an Bord arbeitet, ruft: „Demokratie, wir müssen gemeinsam entscheiden!“

Und der Interviewer hat einfach nur Muffe, wie man es treffender nicht ausdrücken könnte.

Nun, es war spannend.

Man hat den rettenden Hafen erreicht.

Im Blitzlichtgewitter der Presse, die natürlich von dem Zwischenfall erfahren hat, verlässt man die Yacht. Dr. Nemo steht im Fokus der Reporter.

Reporter: „Herr Dr. Nemo, das war eine großartige Leistung! Was können andere Kapitäne davon lernen?“

Die Antwort Nemos wurde wegen Stromausfalls am Mikrofon des Reporters mal wieder nicht aufgezeichnet …

Und wie es weitergeht, mit WMIA Incorporated und Konsorten, erfahren wir wie immer nächsten Dienstag …



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