Why not change? - Folge 60

Why not change? - Folge 60

Heute ist der Tag des Meetings mit den Beratern von WMIA Incorporated.
Dr. Nemo hat ja - wie wohl etliche seiner Kollegen - ein Problem mit Rezepten von Beratern. Das Problem liegt darin, dass die Ideen der Berater zwar verständlich, aber eben oft nicht bei WMIA so erfolgreich implementierbar sind, wie sie es versprechen.

#WMIA
Podcast, am 10. 06. 2018 in Interview mit Dr. h.c. Any Nemo von Kurt August Herrmann Steffenhagen


Eine Situation, die jedenfalls in Zeiten des Umbruchs nicht selten auftritt und vielleicht auch darin seinen Grund haben mag, dass die Berater jedenfalls die bei WMIA Incorporated gewissermaßen aus einem Elfenbeinturm agieren, dessen Strahlkraft schon wegen der verwendeten Anglizismen maximal die zweite Führungsebene erreicht.

Heute möchte Dr. Nemo mit seinen Beratern konferieren, um diesen Knoten zu durchschlagen, will heißen, er möchte das sicherlich vorhandene Potential der Berater auf sein Unternehmen anpassen, damit es nicht verpufft und einen Mehrwert bringt.

Der Interviewer hat sich in der Beraterszene umgeschaut und so etwas wie den Turmbau zu Babel gefunden. Der Turmbau zu Babel besteht aus lauter Antworten und wäre er zynisch, würde er sagen, Antworten auf nicht gestellte Fragen … wenn man die Frage außer Acht lässt, die da heißt: „Wie werden wir besser, schneller, effektiver, kundenorientierter, agiler etc.?“

Die Konferenz findet im 127. Stockwerk des Verwaltungsgebäudes statt. Elvira hat für das leibliche Wohl gesorgt, was ja in der Beraterszene nicht ganz einfach ist. Prof. Noehle zum Beispiel isst nur vegan, Dr. Zoff mag gern Wasser mit Ingwerscheiben, Frau Peng sagt zu einem Gläschen Prosecco am Vormittag nicht unbedingt Nein, bittet aber um reichlich Pfefferminzdrops zur Neutralisation. Dr. Sturr behauptet, er möge das Wasser von WMIA am liebsten, allerdings korrigiert er den Geschmack unauffällig mit, na ja, wir wollen nicht zu intim werden.

Apropos intim … Elvira erscheint heute im schlichten Grau oder Grüngrau, nein Blaugrau oder Graugrau, jedenfalls changiert ihr eng geschnittenes Kleid im schönen Licht des Vormittags. Herr Dr. Sturr hatte als Grand Seigneur einen Strauß Blumen für sie mitgebracht … Elvira fand das nett, wenn auch ein wenig übertrieben und das Rezept, das da sagt, man sollte die Assistentinnen des CEO für gute Geschäftsbeziehungen ordentlich pflegen, verwelkte somit schon an den Blumenstengeln bevor sie in der Vase standen.

Nemo: „Guten Morgen, meine Dame und meine Herren!“ Zu dieser freundlichen Begrüßung erschallt im Hintergrund ein Trompetensolo so ähnlich wie das der Herolde im Mittelalter, wenn Großes anzukündigen war.

Dr. Sturr und Herrn Dr. Zoff fielen ob dieses ungewöhnlichen Anfangs doch glatt ihre Bücher vom Stapel, alle säuberlichst mit Lesezeichen versehen, um im rechten Moment daraus zitieren zu können. Frau Peng hatte allen Grund, den Prosecco zu kippen, denn so ein Auftakt geht trocken nicht so glatt runter.

Nemo: „Welche Frage wollen wir heute diskutieren?“

Die Berater schauen stumm. Einer sagte: „Na, wenn Sie das nicht wissen, wer sonst? Wir sind schließlich von weit her angereist!“

Der Clown sprang Dr. Nemo zur Seite und erklärte: „Welches ist eine drängende Frage in der Entwicklung von WMIA Incorporated?“

Gedanken des Interviewers: Es ist immer einfach eine Antwort zu geben, aber eine Frage zu stellen …?

Die Berater ließen sich natürlich nicht die Butter vom Brot nehmen. Professor Noehle legte gleich los. „Wie stellen wir den Menschen in den Mittelpunkt, das ist die Frage. Ich habe dazu in meinem Buch vierzehn Thesen aufgestellt …“ Dr. Zoff unterbrach ihn. „Unsere Organisationsform muss menschlicher werden, ich habe dazu gerade einen Blog geschrieben.“

Clown: „Ach, ist das so? Ist „menschlich“ steigerungsfähig … menschlich, menschlicher, am menschlichsten?“

Hier hakte die Expertin für wilde Zeiten, Frau Adelheid Peng, ein: „Es ist nicht der Mensch, um den es geht, es ist das Denken über den Menschen im chaotisch-komplexen Zusammenhang…“

Nemo: „Im was?“

Interviewer: „Mmmh …“

Jetzt sah Dr. Sturr seine Chance kommen. „Die Frage, die sich stellt, ist, welche Regeln wir haben und welche wir brauchen. Nur strukturiertes Arbeiten wird WMIA voranbringen, keine Philosophie. Ich habe da ein Best Practice-Beispiel mitgebracht …“

Ließe man das Treffen so weiterlaufen, hätte man das Protokoll schon vorher schreiben können … doch der Clown hat eine Idee mitgebracht.

Er wirft ein Mikado Spiel auf den Schreibtisch. Mikado ist ein Jahrtausende altes Geschicklichkeitsspiel mit 41 Holzstäbchen, in dem es darum geht, die geworfenen Holzstäbchen einzeln aufzuheben, ohne dass sich ein anderes bewegt. Ein Spiel, das kaum intellektuell oder nur marginal mit Erfahrung zu bewältigen ist, es stellen sich immer wieder neue Konstellationen, wie man handeln soll und aus dem Ergebnis der vorhergehenden Handlung ergibt sich die nächste Frage.

Nemo: „Bitte, meine Dame und Herren! Prof. Noehle fängt an.“

Das Spiel macht die Runde, der eine schafft ein Hölzchen, der nächste scheitert usw.

Dr. Sturr ist genervt und packt seine Sachen.

Dr. Sturr: “Ich habe schließlich nicht studiert, geforscht und Erfahrungen gesammelt, um an einem Kinderspiel teilzunehmen.“

Fast könnte man sagen, da waren es nur noch drei.

Nun, die Runde hatte Spaß, Nemo musste zum nächsten Termin.

Elvira, der Clown und der Interviewer gingen nach dem Treffen zum Fahrstuhl.

Elvira: „Clown, was haben Sie sich dabei gedacht, als Sie die Herren Mikado spielen ließen?“

Clown: „Eigentlich liegt es auf der Hand. Why not change the approach to management?“

Was der Clown damit meinte und was das für WMIA Incorporated bedeuten könnte, erfahren wir nächste Woche Dienstag …



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