The Final Curtain ... Folge 217

The Final Curtain ... Folge 217

Ein Schatten
im Leben
vergeht

Und bleibt
dennoch
bestehen

#WMIA


Sie waren alle eingeladen, die Akteure rund um Dr. h.c. Any Nemo …
Eingeladen zum Karneval in Venedig an einem kalten Tag im Februar. Die Sonne verteilt großzügig orangene Tupfer über den Markusplatz.
Ein Cavalier legt seiner Dame eine warme Jacke über ihre Schulter, Kinder in weißen Petticoats spielen sorglos mit einander Fangen.

Für die Annalen schießt man von solchen Ereignissen ein Foto.

Die Vorstandsfotografin Angelina, die ja bekanntlich eine Meisterin der Durchleuchtung ist, gab noch ein paar Anweisungen, damit alle auf das Bild passen.

Es soll ein Foto aller Darsteller von WMIA Incorporated werden.

Der Interviewer steht an der Seite, wie es sich für einen Betrachter dieser Szene gehört.

Plötzlich hebt er einen Zauberstab, in Form einer goldenen Schreibfeder und streicht durch die Luft. Er ist nackt, wie er sich selber schuf und dann – Piff, Paff, Puff – ein Knall … und er verschwindet in einer weißen Wolke.

Die Farbe Weiß bestimmte seine Welt, auch wenn es bunt war, was er schrieb, so war es immer weiß … Weiß wie ein leeres Blatt Papier.

Myriaden Facetten derselben Farbe, Variationen, die Beachtung fanden.

Mit dem Verschwinden des Interviewers zerfallen die Kulissen im fernen Los Straneros, das Verwaltungsgebäude von WMIA stürzt ein und irgendwo weht im flatternden Wind der Herzenslust, an einem Pfahl ein abgerissener Fetzen von Elviras hauchdünnem violett-silbernen Seidenkleid ...

Am Boden liegt ein zerbrochener Chanel-Lippenstift der Farbe „Knallrot“ gleich neben der letzten, ausgedrückten Zigarette von Fortunata.

Die umgedrehten Bänke, von denen Elvira damals in Napoli geschmuggelte Zigaretten verkaufte, gibt es nicht mehr und auch die Staffelei vor der Fortunata damals stand, als sich Nemo in sie verliebte, brach zusammen und verglimmt in einem Haufen Holz.

Das Klavier Nemos, auf dem er nächtens gerne träumte, holt sich die Töne zurück, die aus ihm strömten und verschwindet selbst, die Insel Marrettimo mit dem Haus Fortunatas wird wieder steinern, zu irgendeinem Ort auf der Landkarte des Mittleren Meeres versunken im Lande des Vergessens.

Das Gruppenbild pulverisiert sich, einer nach dem anderen – und hier sind alle gleich – löst sich auf, verschmilzt im Treiben des Karneval.

Die Fotografin Angelina, die immer die schönsten Bilder schießt, sieht nichts mehr.

Nemo öffnet als letzter Überlebender - wie der Kapitän von einem Schiff - die weiten Flügeltüren des Doms. Und während er dabei seine Arme ausbreitet, ist es, als öffnete er sein Herz. Er singt aus voller Brust Pink Floyd ...

And if I show you my dark side
Will you still hold me tonight?
And if I open my heart to you
And show you my weak side
What would you do?

Und mit der letzten Zeile zieht ihn ein Lächeln Fortunatas in eine andere Welt. Auf seinen Lippen spürt er den Geschmack ihrer Küsse.

Aus dem Rauch, dem Qualm, dem Duft von Theaterschminke, verbrennenden Masken entsteigt Shakespeare. In seinem mittelalterlichen Gewand fällt er in der Masse nicht auf und als er sich auf eine Treppe stellt, spricht er ungehört und ohne seine Lippen zu bewegen ... 

Life's but a walking shadow, a poor player,
That struts and frets his hour upon the stage,
And then is heard no more. It is a tale
Told by an idiot, full of sound and fury,
Signifying nothing.

Und der Karneval geht weiter, als wäre nichts geschehen …



Kommentare

Bisher hat niemand einen Kommentar hinterlassen.

Kommentar schreiben

Melde Dich an, um einen Kommentar zu hinterlassen.

Teilen

Weitere Inhalte