Pokerface ... Folge 160

Pokerface ... Folge 160

oder ... "Nimium ne crede colori!"
(Vergil - Eclogae)

#WMIA


Irrtümer halten sich bekanntlich sehr lange! Um ein harmloses Beispiel zu nennen, der Irrtum über den hohen Anteil von Eisen im Spinat.
Womit mal wieder deutlich wird, dass das, was als die Realität betrachtet wird, ein Phänomen der Massen ist. Real ist, was die Menge der Menschen glaubt ...

So glaubt man auch, das Gesicht der Macht sei kalt, es bewegt sich nicht und verrät auch nichts … Pokerface … Die Schurken sind somit leicht zu erkennen, so denkt man, ein Blick ins Gesicht der Darsteller eines alten Western zum Beispiel lässt ahnen, woher beim Zocken der Wind weht …

Auf dem Weg zum Gespräch mit Dr. Nemo, dem CEO von WMIA Incorporated, fährt der Interviewer an riesigen Plakaten vorbei, die am Straßenrand oder an hohen Hauswänden plakativ im wahrsten Sinne des Wortes sich geradezu aufdrängen.

Auf den Plakaten ist ein freundliches Gesicht zu sehen. Gesund, leicht gebräunt, im Ansatz graue Haare – übrigens auch so ein Glaube, dass leicht graue Haare ein Zeichen von Erfahrung und damit Glaubwürdigkeit ist - vor dem Hintergrund einer Alpenwiese mit glücklichen Kühen … da könnte man auch etwas zu sagen, aber wir wollen nicht vorgreifen …

Das Gesicht lächelt mit allen Attributen eines Vorstadtgebrauchtwagenhändlers und es fehlt nur noch der beißende Duft seines Rasierwassers zur Abrundung der Gefühlsschablone.

Das Gesicht auf den Plakaten gehört dem Chef der Abteilung „Gesund mit WMIA Incorporated“.

Man trifft sich zum Frühstück im Vorstandscasino von WMIA.

Nemo: „Alles Gute für die Gesundheit, alles Gute kommt von WMIA und der Mann, der diese schönen Produkte kreiert, ist heute unser Gast, Dottore Truffatore.“

Der Interviewer ist beeindruckt, steht er doch dem Mann, den er bislang nur auf Plakaten sah, leibhaftig gegenüber …

Man trinkt den orangenen Superfoodsmoothie, den man auch auf den Plakaten sehen kann.

Elvira sitzt mit am Tisch. Den Smoothie lässt sie stehen ...

Passt eigentlich nicht zu der weit verbreiteten Annahme, dass schöne Frauen sich gesund ernähren. Elvira wäre eigentlich wegen ihrer Schönheit das Flaggschiff der Smoothietrinker, wobei das Wort „Schiff“ sehr fehl am Platze ist, wenn man sich die Figur … na gut.

Sie trinkt einen Espresso, schwarz wie die Nacht und süß wie die Sünde.

Truffatore: „Sie sollten unsere Smoothies trinken, die machen nicht nur schön, sie erhalten auch ihre Schönheit.“

Dabei schielt er unauffällig und wie er glaubt unentdeckt in das Tropfendekolleté Elviras. Was Elvira dazu denkt, kann dahingestellt sein.

Elvira: „Sie sind Chemiker?“

Truffatore: „Ja, Absolvent der Foodakademie von WMIA Incorporated.“

Elvira greift dann doch zu einem Smoothie. „Sind da echte Früchte drin?“

Nemo: „Elvira, natürlich nicht, geht doch gar nicht, ist viel zu aufwändig.“

Truffatore: „Wir verwenden Ersatzstoffe, die aromatisieren.“

Nun, diese Technik ist ja weithin bekannt und die Wiedergabe der sich anschließenden Diskussion kann man sich sparen.

Elvira: „Ich würde aber gern erkennen, was wirklich drin ist in diesen Getränken und was da tatsächlich dran ist, was Ihr sagt. Gut für WMIA muss ja nicht heißen, gut für mich.“

Nemo: „Das ist ja die Leistung von Dottore Truffatore … man kann es nicht erkennen, ob das, was gesagt wird, auch das ist, was gemeint ist. Bravo, Dottore!“

Der Mönch Andrea, der übrigens getreu den Regeln seines Ordens nie frühstückt, kam gerade zur Tür herein.

Andrea: „Elvira, man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Nemo muss zum nächsten Termin.

Elvira und der Interviewer gehen zum Fahrstuhl.

Interviewer: „Wie geht das, das mit dem Herzen sehen?“

Elvira: „Wenn Du so fragst, wirst Du es nicht begreifen!“

Nun, WMIA surft auf den Wogen des Erfolgs und was die sich noch ausdenken, allen voran Dr. Nemo, erfahren wir - wie immer - am nächsten Dienstag ...



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