Die Entführung des Dr. Nemo - Folge 72

Die Entführung des Dr. Nemo - Folge 72

Dr. Nemo ist tatsächlich entführt worden. Entführerin ist seine Ehefrau, Fortunata Nemo. Wir erinnern uns, er gab ihr seine Hand und sie verließen die Kirche mit unbekanntem Ziel ...

#WMIA
Podcast, am 10. 06. 2018 in Interview mit Dr. h.c. Any Nemo von Kurt August Herrmann Steffenhagen


Nun, Dr. Nemo ist tatsächlich entführt worden. Entführerin ist seine Ehefrau, Fortunata Nemo. Wir erinnern uns, er gab ihr seine Hand und sie verließen die Kirche mit unbekanntem Ziel.

Frauen neigen ja dazu, ihre Männer mit ihrer sanften Hand und ihrem Charme, den man ja nicht als Waffe bezeichnen kann, eher als ein Tor, durch das man gerne geht, zu entführen und das Augenfällige daran ist, dass den Männern meist gar nicht so klar ist, dass es sich um eine Entführung handelt. Besonders die Alphatiere dieser Spezies, die ja jedenfalls in ihrer Welt oder das, was sie dafür halten, alles im Griff haben, sind längst umgarnt, während sie noch glauben, ihre Frau mache mit ihnen einen kleinen Ausflug.

Fortunata sitzt am Steuer eines knallroten Fiat 500 mit 13 PS, Baujahr 1947, den man in Italien, dem Geburtsland Fortunatas auch liebevoll Topolino, die kleine Maus nannte.

Sicher, Fortunata hätte auch den gelben Bentley aus dem Nemo‘ schen Fuhrpark wählen können, aber das hätte nicht in ihre Dramaturgie der Entführung gepasst.

Die Strasse wurde enger, verlief sich in einen Pfad, gerade breit genug für die knallrote Maus und kleine herbstlich dunkelrot verblühende Rosen winkten im Wind am Wegesrand dem Sommer nach.

Das Ende des Weges führte wie ein Einkehrschwung zu einem gelben Haus. Die beiden steigen aus.

Vor ihnen liegt ein grünes Tal und hinten am Horizont schimmert das Meer, das Mittlere oder wie auch immer.

Nemo: “Schön hier!“

Fortunata: „Ja, es gehört übrigens Dir.“

Nemo: „Oh!“

Fortunata: „Lass uns ins Haus gehen.“

Es ist früher Abend.

Fortunata: „Komm, wir machen uns etwas zu essen. Hier sind Kartoffeln und Eier habe ich mitgebracht.“

Nemo und Fortunata schälen die Kartoffeln und schweigen.

Dann essen sie.

Fortunata: „Du schaust so nachdenklich.“

Nemo: „Ja. Die Welt ist im Umbruch. Es passiert so viel. Wie kriege ich das bloß in den Griff.“

Nun, wir befinden uns im Privatissime der Nemos. Vor laufenden Kameras geben Alphatiere ihre Schwäche nie zu.

Fortunata schweigt. Übrigens, wer den Damen dieser Welt Geschwätzigkeit nachsagt, irrt. Frauen, die schweigen oder besser, wenn Frauen schweigen … dann ist was im Busch.

Nemo schaut nachdenklich.

Fortunata: „Nemo, was denkst Du?“

Nemo: „Ich denke über den Sinn nach, den Sinn, den es hat, was ich tue, vielleicht sogar den Sinn des Lebens.“

Nun ist es nicht ungewöhnlich, dass jemand, der sozusagen aus seiner Welt entführt wird und sich in ganz anderen Sphären wiederfindet, ein wenig philosophisch wird. Oder sagen wir besser, anfängt, nachzudenken.

Noch ungewöhnlicher allerdings ist die Antwort Fortunatas auf die Frage Nemos nach dem Sinn seiner Tätigkeit und überhaupt.

Fortunata schaut Nemo an, ergreift seine Hand und sagt: „Hier ist die Antwort Deiner Frau auf diese große Frage: „Nun, hat Dir das Essen geschmeckt?“

Nemo: „Ja, gut sogar.“

Fortunata: „Dann bitte geh und mach den Abwasch. Danke.“

Man fuhr am nächsten Morgen wieder nach Los Straneros.

Fortunata, die Schwester Elviras hat ihr alles erzählt und da der Interviewer sozusagen zur Familie gehört, wusste er nun auch, was in dem gelben Haus geschah.

Ob die einfache Antwort Fortunatas verstanden wurde, was Nemo damit anfängt, wenn überhaupt, erfahren wir nächsten Dienstag …



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