Digi(fa)tal - Folge 93

Digi(fa)tal - Folge 93

Für ein Unternehmen wie WMIA Incorporated gilt und hat der Satz zu gelten: „Wo wir sind, ist vorne.“ Das ist so fest installiert, dass es nicht mehr hinterfragt wird, es ist selbstverständlich oder genauer gesagt, es hat sich verselbstständigt. Vorne, das heißt: „Wir sind die Speerspitze auf dem Ritt in die Zukunft!“

#WMIA
Podcast, am 10. 06. 2018 in Interview mit Dr. h.c. Any Nemo von Kurt August Herrmann Steffenhagen


Nun ist der Begriff des „Vorneseins“ ein Bild, das jedenfalls in dieser Szene unabhängig davon benutzt wird, welchen Inhalts diese Position ist. Hauptsache „vorne“.

Das Ross, auf dem man bei WMIA Incorporated jetzt reitet, heißt „Digitalisierung“. Natürlich gibt es schon ein Ranking im „Fortschritt“ dieser Technologie, ganze Länder nicht nur Unternehmen sind an dem Hasenrennen beteiligt. WMIA Incorporated führt die Meute an.

Allerdings, so denkt der Interviewer, macht ein Unternehmen wie WMIA Incorporated so etwas nicht ohne weiteres aus reiner Liebe zum Fortschritt der Menschheit. Da steht mehr dahinter …

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf trifft der Interviewer heute auf Dr. Nemo, den CEO von WMIA Incorporated … übrigens, sein Name ist Programm, Nemo bedeutet ja „Niemand“.

Nemo sitzt an seinem Luis XIV-Schreibtisch und empfängt bestens gelaunt den Interviewer.

Zu der guten Laune passt das schöne Licht in seinem Büro. Alle 7 Weltmeere reflektieren die Strahlen der Sonne, den Sundowner vor Hawaii und das zarte morgendliche Licht des Mittleren Meeres irgendwo an der Riviera. Alles gleichzeitig … schon irre wie das heutzutage möglich ist.

Nemo: „Wir haben es wieder einmal geschafft!“

Interviewer: „Wozu darf ich gratulieren?“

Nemo: „Wir hatten ein Problem. Unsere Kunden trieben uns vor sich her. Diese Digitalisierung, diese Verbreitung von Wissen hat unsere Kunden uns gegenüber stark gemacht, zu stark.“

Interviewer: „Das ist doch eine gute Entwicklung.“

Nemo: „Kommt auf die Sichtweise an.“

Interviewer: „Welche Sicht haben Sie darauf?“

Nemo: „Sie kennen sicher den Satz „Wissen ist Macht“?“

Interviewer: „Ja, das ist seit Jahrhunderten bekannt. Deshalb hatte das Volk keinen Zutritt zu Büchern, zum Wissen, das den Mächtigen vorbehalten war … jedenfalls bis zur Zeit Gutenbergs.“

Nemo: „So ist es und so war es …“

Interviewer: „Wieso, so war es?“

Nemo: „Wir haben eine bedeutsame Entdeckung gemacht, vielleicht die Bedeutendste in der Geschichte unseres Unternehmens.“

Interviewer: „Darf ich das wissen?“

Nemo schmunzelt. Warum er schmunzelt, erklärt er jetzt.

Nemo: „Wir haben entdeckt, dass Menschen eher dem vertrauen, was sie glauben, als dem, was sie wissen.“

Interviewer: „Was bedeutet das?“

Nemo: „Es ist wesentlich preiswerter, etwas zu behaupten als es zu beweisen.“

Nemo steckt sich eine Montecristo Nummer drei, jene feine Havanna, die der Interviewer auch gerne raucht, ins Gesicht und pafft genüsslich vor sich hin.

Interviewer: „Mmmh!“

Nemo: „Unsere Social Media Abteilung hat dank der modernen Technik unsere Kunden unbemerkt digital erfasst. Wir wissen, was die Kunden glauben und da setzen wir nach und wir lenken das, woran sie glauben möchten.“

Interviewer: „Wo zum Beispiel?“

Nemo: „Sehen sie, junger Mann …“
Diesen Satz bringt Nemo immer, wenn er meint, Bedeutendes von sich zu geben.

Sehen Sie, Menschen sind sehr konservativ, auch heute noch gilt der Satz des deutschen Dichters Goethe „Was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen.“  Das machen wir uns in den digitalen Medien zunutze … und wenn Sie ein Beispiel brauchen, hier ist es: Jedes Jahr bringen wir ein neues Smartphone auf den Markt. Wir wissen von unseren Kunden, dass der Begriff „NEU“ sie zum Kaufen animiert, unabhängig von den Fakten.

Interviewer: „Aha, sie kennen und manipulieren Ihre Kunden und …“

Nemo fällt ihm ins Wort: „… und unsere Kunden wissen nicht, wer sie manipuliert.“

Der Interviewer fühlt sich an Grimms Märchen erinnert, an Rumpelstilzchen, der die Müllers Tochter, die nicht wusste, wer der Manipulator ist, in der Hand hatte und ihr eigentlich das nehmen wollte, was menschlich ist, ihr Kind … die Szene heißt: „Oh wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß.“

Dr. Nemo muss wieder zum nächsten Termin.

Elvira begleitet den Interviewer wie immer zum Fahrstuhl.

Interviewer: „Ist Dr. Nemo das Rumpelstilzchen?“

Elvira: „Glaubst Du an Märchen?“

Nun, angesichts der märchenhaften Schönheit der Elvira belässt der Interviewer diese Frage lieber unbeantwortet.

Ob Dr. Nemo oder wer auch immer Rumpelstilzchen ist, das beleuchten wir mal am nächsten Dienstag …



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