Die nackte Herrlichkeit ... Folge 112

Die nackte Herrlichkeit ... Folge 112

Wenn man genauer hinschaut ... oder eigentlich braucht es des genauen Blickes nicht … dann ist Dr. Nemo ein Mann mit Meriten. „Der Herr Doktor“ wie ihn seine Haushälterin nennt, eine von jenen Perlen, die höflich und unauffällig weiß beschürzt über dem schwarzen Kleid dazu beitragen, dass zumindest im trauten Heim noch die alte Ordnung herrscht. Eine Ordnung, die gestärkte weiße Hemden trägt, solche mit Doppelmanschetten, aus denen kleine, alte Diamanten blitzen ...

#WMIA
Podcast, am 17. 09. 2018 in Interview mit Dr. h.c. Any Nemo von Kurt August Herrmann Steffenhagen


Die alte Ordnung, das ist das Spiel der eleganten Herren, die sich nach dem Rasieren das Gesicht pudern und sich zwei Chauffeure halten.

Das Spiel, das man in diesen Kreisen spielt, hat keinen Namen aber es ist ernst gemeint. Ernst gemeint heißt gut trainiert und gut trainiert heißt niemand denkt mehr darüber nach. Training macht dumpf könnte man meinen … zumindest scheint es so, dass Training in diesem Sinne – gemeint ist natürlich nur dieses gesellschaftliche Training – dazu führt, alles, was nicht in das Gelernte passt entweder nicht zu sehen, darüber hinwegzusehen oder zu verneinen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf oder so ähnlich.

Elvira, wir haben sie in den letzten Interviews etwas vernachlässigt. Das ist verzeihlich, denn eine schöne Frau bleibt auch wenn sie nicht im Vordergrund steht immer im Herzen … aber wir schweifen ab.

Elvira sitzt mit Dr. Nemo an diesem frühen Herbstmorgen im Vorstandsbüro. Weil der Marketingchef meinte, man bräuchte mal wieder eine Imagekampagne für die Produkte von WMIA Incorporated blättert sie im Ordner mit den gesammelten Auszeichnungen des Unternehmens und natürlich auch denen Dr. Nemos.

Nemo: „Auszeichnungen haben wir uns verdient. Diese Meriten müssen immer wieder gezeigt werden. Wir sind ja schließlich nicht Irgendwer und die Größe unseres Unternehmens, seine stete Entwicklung hat sicher hierin seinen Grund.“

Elvira: „So einfach ist das erklärt?“

Nemo: „Na hör mal, wir haben hart gearbeitet und dafür sind wir belohnt worden. Unsere führenden Mitarbeiter haben eine Vita, die sich sehen lassen kann. Da findest Du alles, was Rang und Namen hat, die Referenzen lesen sich wie das „Who is Who“ der Wirtschaft.“

Elvira: „Huhu …!

Nemo: „Darüber spottet man nicht. Außerdem zählen diese Leistungen in der Öffentlichkeit. Sowas wird beachtet und dient unserer Vermarktung. Unser Entwicklungschef, Herr Professor Lento und sein Kollege Pazzo Ph.D. sind Autoren der Superfluo-Methode, die als Best Practice viel kopiert aber nie erreicht wurde.“

Nemo zupft an seinem Revers, an dem eine Anstecknagel glitzert.

Nemo: „Hier schau mal. Diese Nadel tragen nur die Besten der Welt. Es ist der Club der Scimmia Selvatico …

Elvira bricht in schallendes Gelächter aus.

Elvira: „Ein toller Name. Kennst du die Bedeutung der Worte?“

Nemo stutzt.

Der Interviewer, der die ganze Zeit still zugehört hat, räuspert sich. Die Stimmung würde man als delikat bezeichnen.

Elvira: „Irgendwie erinnert mich das alles hier, die Titel, die Preise, die Nadeln am Revers an ein Märchen …“

Nemo: „An welches?“

Elvira: „An das Märchen von des Kaisers neue Kleider. Es ist alles Theater!“

Interviewer: „Mmmh …!“

Nemo: „Wie kommst Du darauf?“

Elvira: „Unter diesen schönen Kleidern bist Du eigentlich nackt und merkst es nicht …“

In dem Moment erscheint Fortunata. In ihren Händen hält sie einen Strauß aus parfümierten Papierblumen, solche, die sie zu Zeiten, als sie Nemo begegnete, auf den Straßen von Napoli verkaufte.

Fortunata: „Nemo, heute jährt sich der Tag unserer ersten Begegnung. Anstelle großer Geschenke, mein Geliebter … sag noch einmal meinen Namen, so wie Du ihn damals sagtest.“

Nun, der weitere Verlauf muss nicht berichtet werden. Man trank ein Gläschen vom Champagner so gegen elf Uhr morgens und auf dem Etikett der Flasche stand „Dom Pérignon, Jahrgang 1962“. Letzteres interessiert eigentlich nur diejenigen, die auf Label schauen.

Wie es weitergeht mit Dr. Nemo erfahren wir nächsten Dienstag.

Doch halt, die Frage bleibt: „Ist dies‘ Märchen Wirklichkeit?“



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